Sunday 10 April 2011

Verschiedene Kulturen

10. April

Diese Woche waren Schulferien, Frühlingsferien. Bood hatte frei aber wir Freiwilligen standen trotzdem alle auf der Matte. Diese Woche waren wir 5 Freiwillige. Da sind die „Langzeitfreiwilligen“ Nadine, Valerie und ich, Svenja (alles Deutsche) und Olivia aus USA.
Kleines Stilleben aus dem Garten

Ohne den Bood-Bus kamen wir alle mit dem Minibistaxi nach Mitchell's Plain. Am ersten Morgen hat der Fahrer zweimal nachgefragt als wir eingestiegen sind, ob wir auch sicher sind was unser Fahrziel angeht. Es gibt nicht viele Weiße die nach MP in die Arbeit fahren.
Wenn man ein Minibustaxi anhält, weiß man nie was man bekommt. Oft ist es ganz angenehm und ich lese während der Fahrt, aber diese Woche hatten wir auch ein zwei mal Taxis dabei wo mir wirklich Angst und Bang wurde angesichts der Fahrweise. Immer mit Vollgas versteht sich von selbst aber manchmal schauen die Fahrer noch nicht mal auf den Verkehr. Da wird dann nach hinten geguckt, wenn man nach vorne anfährt (wieder Vollgas versteht sich) oder die Spuren werden wie im Actionfilm gewechselt. Jede noch so kleine Lücke wird ausgenutzt. Vorne knapp, hinten knapp, egal! „Arrive alive“ kann man da nur beten. Das andere Extrem ist, wenn die Taxis durch die Gegend zuckeln immer auf der Suche nach weiteren Mitfahrern. Da kann man dann schonmal 15min irgendwo rumstehen und sich genervt die vergeblichen Schreie der Dooroperator anhören „Caaaape Tee-ooooowwwn!“

Nicht ganz spaßig ist es auch, wenn der Fahrer den Bus zum persönlichen Dance-Club erklärt. Da wird dann die Mukke bis zur Schmerzgrenze hochgedreht. Selbstredend dass Techno gespielt wird. Und wer hätts gedacht, man kann alles in ne Technoversion verwandeln, selbst Kuschelrock. Das grenzt an Körperverletzung, wenn einen Whitney Housten dir mit „Iiiiiii will always loooooove youuuuuu!“ das Gehör wegträllert und die Busverkleidung dir an den Arm wummert.   
Auch wenn die Fahrt zur Arbeit mit dem Minibus mehr als doppelt so lange dauert als mit dem Bood-Bus, so genoß ich es doch jeden Tag über den Markt vom Town Center zu schlendern. Die Lebensmittel sind soviel billiger als in Observatory und es gibt immer Leckerein zum Mitnehmen. Ob Samosas, in Zuckersirup gebackene Donuts oder frisches Obst alles superlecker und für ein paar cent zu haben.

In der Arbeit fand diese Woche ein Permaculture-Kurs für Lehrer und Interessierte statt. Alex, die wir schon in Berg-en-Dal kennen und lieben gelernt haben, leitete zusammen mit Yoli und Mzu den Kurs. Und die Kursteilnehmer waren wirklich eine witzige, bunte Truppe: Lehrer, eine Freiwillige aus Deutschland, die an einer Waldorfschule hier arbeitet, ein paar Studenten von der UCT (University of Cape Town), ein paar Community-Members, unser Caretaker von Rocklands Primary, ein paar Rastas und eine Dame die in einer Schule für Behinderte arbeitet. Es war wirklich schön anzusehen.

In der Kennenlernrunde mussten wir alle drei Dinge zeichnen, die uns persönlich wichtig sind. Ich fand sehr spannend, dass die Menschen in den jeweiligen kulturellen Gruppen sehr ähnliche Sachen gemalt haben. Die meisten Schwarzen malten sehr allgemeine Dinge wie Natur, Sonne, Regen, Familie, Essen usw. Viele der Coloureds hatten die Religion, Familie und Natur. Die Rastas hatten oft etwas das mit der globalen Familie und dem Planeten als Ganzen zusammenhängt. Und wir Weißen hatten alle recht individuelle Dinge wie Sport, Hund, Musik, aber auch Familie und Natur.


Volunteers bei der Arbeit

Außer der Einführung nahmen wir allerdings nicht am Kurs Teil.
Da demnächst wieder Markt ist waren wir emsig damit beschäftigt unsere Produkte wie das Miracle Ointment oder die Marmelade herzustellen. Das hat vor allem Nadine in die Hand genommen. Ich war überall ein bisschen beteiligt. Nicht zuletzt half ich Shaun dabei Gärtner zu werden. Er ist nicht aus dem Bereich aber sehr wissbegierig und arbeitswütig. Shaun ist nicht groß aber hat ne große Klappe. Wie ein kleiner bissiger Hund. Da er jetzt mit seiner Familie in der Schule wohnt (Mr. P hat ihm ein Klassenzimmer als Wohnung gegeben. Im Gegenzug passt Shaun auf die Schule auf) hat er sich auch wieder einen Hund zugelegt. Deutscher Schäferhund namens Cesar. Zum knuddln, knurrt aber auch schnell, was aber ok ist. Soll ja schließlich ein Wachhund sein.

Shaun bei der Arbeit. Heute: Engerlingessen

Jaja, es tut sich wie immer viel bei SEED.
Ab und an stellt sich ein bisschen Wehmut bei mir ein, denn jetzt habe ich den Punkt erreicht wo meine Zeit rückwärts läuft. Bin in der zweiten Halbzeit.
Ob die Zeit schneller vergeht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass hier unglaublich viel passiert. Zumindest kommt es mir so vor.
Und ich liebe es!  

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