Sunday 17 April 2011

Kulinarisches Kapstadt - Teil 1

An diesem Eintrag plane und überlege ich jetzt schon eine ganze Weile, denn der blog wäre nicht komplett ohne ihn. Meine Eindrücke und Erfahrungen mit dem kulinarischen Südafrika waren anfangs natürlich etwas deutlicher. Mittlerweile habe ich mich an viel gewöhnt. Dennoch gibt es immer noch Dinge die mich faszinieren oder die meine Ökoseele in schiere Panik versetzen. Nicht zuletzt soll der Eintrag meine Beobachtungen dokumentieren. Viel Spaß damit:

Wenn ich an Südafrika denke kommt mir unweigerlich Rooibostee in den Sinn. Tee der Buschmänner der zahlreiche Antioxidantien, dafür kein Koffein enthält, sooo gesund.
Dennoch hätte ich nicht gedacht, dass es hier keinen Tee ohne den unglaublich entwässernden rötlichen Tee gibt. Da ich in Deutschland sehr viel Kräutertee getrunken habe war es für mich schon eine Umstellung dass es hier zwar Fencheltee gibt, aber nur mit Rooibos. Pfefferminz ja, aber nur mit Rooibos. Lemongrastee ja, aber nur mit Rooibos. Aaaarrgh!!!
Anfangs hab ich noch brav Rooibos getrunken aber ich hatte den süßlich faden Geschmack schnell satt und ständig aufs Klo zu rennen wegen dem Tee war mir auch schnell zuwider, zumal ich mich richtig ausgetrocknet fühlte. Also bin ich hier erstmal komplett auf Schwarztee umgestiegen. Ab und an gönn ich mir nen Bio-Fenchel-Anis-Kümmel-Tee den Christoph mir aus Deutschland mitgebracht hat und auch ein echt japanischer Grüntee ist schonmal drin. Aber für Rooibos bin ich wohl für mein Leben verdorben. Den rühr ich nicht mehr an, egal wie gesund er ist!  

Es verwirrt mich als Deutsche immernoch, dass wenn man „black tea“ bestellt, man Rooibos ohne Milch bekommt. Will man dagegen schwarzen Tee, muss man nach „tea“ fragen. Der englische Einfluss ist an vielen Ecken zu erkennen.
Wo wir schon beim Tee sind: Wir trinken in der Arbeit wirklich viel Tee. Wir beginnen den Tag mit Tee und für manchen Zeitgenossen ersetzt der Tee schonmal eine Mahlzeit. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass viele der dunkelhäutigen Kollegen ihren Tee grundsätzlich mit 3 Löffeln Zucker trinken... egal wie klein die Tasse ist. Ich hab mal an einer solchen Mischung genippt und kann nur sagen ungenießbar für mich. Aber wenn's satt macht.

Und nochmal Getränke: Es ist in Südafrika nicht möglich reinen Saft zu bekommen. 100% Orangensaft? Vergiss es! Da ist immer Trauben-, Birnen- und/oder Apfelsaft beigemischt. In welchem Verhältnis variiert und wird daher nicht angegeben. Das mit dem und/oder kommt nicht von mir. Es ist tatsächlich so auf der Packung angegeben. Naja, Hauptsache es ist Saft drin, was?
Für meine Sinne ist es auch abgefahren dass den meisten Säften Geschmacks- und Farbstoffe beigemischt werden. Die besseren kommen ohne Zuckerzusatz aus. Über die Konservierungsstoffe wunder ich mich schon gar nicht mehr. Die gehören hier so selbstverständlich zu allem wie das Antibiotikum zum Arztbesuch.
Der einzige Saft den man hier pur bekommt ist Traubensaft.... und ab und an Apfelsaft. Und das in einem Land das selbst tonnenweise Orangen produziert und exportiert.

Meine eigene Saftmarke
 
Kommen wir zum deutschen Grundlebensmittel Brot:
„Brot“ ist hier Toastbrot, weiß und braun. Der billigste Laib kostet um die 6Rand und schrumpft in der Tasche auf halbe Größe zusammen, wenn man nen Apfel drauflegt. Bisschen übertrieben, aber das mit der halben Größe stimmt. Ich habe einige Monate braunen Toast gegessen, auch wenn man unnormal viele Scheiben essen muss bis man mal annähernd etwas wie Sättigung verspürt.
Es gibt aber auch anderes Brot wie Roggenbrot, selten auch mal Dinkelbrot. In einem Bioladen hat Patricia mal Sauerteigbrot gekauft. Wir waren richtig aufgeregt. Die Kruste war kross und der Laib sah einfach himmlisch lecker aus. Das Brot war allerdings derart sauer dass man nur wenige Bissen lecker findet. Naja, mit Nutella gings einigermaßen.
Dennoch, Brot ist wohl doch eher eine deutsche Leidenschaft.

Jedoch auch die Südafrikaner hegen eine kulinarische Leidenschaft: Chips
(Nicht zu verwechseln mit „Potatoe chips“, dicken, labbrig frittierte Kartoffelstiften aus denen man Teelöffelweise Öl pressen kann, fern mit unseren Pommes verwandt)
Chips sind in Südafrika eine ganze Mahlzeit. In den meisten Schulen sehe ich die Kinder nicht mit Pausenbrot oder gar Äpfeln sondern mit ner Tüte Chips rumrennen. Die Auswahl an Geschmacksrichtungen ist gigantisch. Ob geschmacksverstärker-gepimpter Maisstärke-papp oder Kartoffelchip, ob Chili-Cheese, Chicken, Steak, Vetkoek oder Chickenwing-Geschmack, hier darf sich die Chemieindustrie noch austoben! Und die Kinder stehen jede Pause Schlange für die kleinen bunten Tüten die meist über den Zaun verkauft werden und dann irgendwo im Garten landen. Ja, leider auch so etwas was das gärtnern hier manchmal etwas frustrierend macht: Die ständig wachsenden Müllberge. Das ist dann aber auch schon das einzige, was von alleine wächst.

Eine Schwäche haben die Südafrikaner auch für Hähnchen. Das Königreich wird natürlich vom Riesen KFC (Kentucky Fried Chicken) geführt, liebevoll einfach nur „Kentucky“ genannt. Den gibt’s an jeder Ecke. Besonders im township schätzt man den Amerikaner mit dem freundlichen Grinsen. Nebenbuhler wie Hungry Lion werden wohlwollend geduldet, wohingegen das große gelbe M sogut wie gar nicht vertreten ist. Hier liebt man Kentucky und zahlt dafür auch viel weniger als in Deutschland. Lang lebe das Frittierte!


Und wo wir schon bei Frittiertem sind: Beliebt ist auch Fish&Chips als leichter Mittagssnack. Fisch, meist Hake (Hecht) oder Snoek (sprich: Snuuk) in Teig frittiert und dazu die schon vorgestellten labbrigen Fettschwämme, äh Pommes. Wer sich fettarm ernähren möchte ist hier falsch, aber in den richtigen Läden schmeckt Fish&Chips schon wirklich lecker. Vor allem wenn man dabei aufs Meer schauen kann. Snoek ist hier der totale Renner und schmeckt wirklich erstklassig. Wer keinen Fisch mag, sollte vielleicht mal den probieren. Ob getrocknet, geräuchert, frittiert oder gegrillt, Snoek schmeckt awesome!
Snoek mit Chips

Eine weitere südafrikanische Spezialität ist Biltong, getrocknetes Fleisch. Im Supermarkt bekommt man meist getrocknetes Rind, selten auch mal Hühnchen, Kudu oder Strauss. Ob pur oder mit Gewürzen, als handliche Droewors (Trockenwurst) oder als ganzes Fleischstück, die Südafrikaner kauen gerne auf dem zähen Biltong rum. Hauptsache Halaal.

Da in Kapstadt viele Moslems leben ist das Thema Halaal hier sehr präsent. Man bekommt so gut wie alles in Halaalqualität, sogar Gelantine. (Die wird hier meist aus Rind hergestellt) Im Supermarkt ist das Schweinefleisch meist großzügig räumlich getrennt von Huhn und Rindfleisch und die meiste Wurst die man bekommt ist ebenfalls ohne Schweinefleisch hergestellt. Vielleicht bekommt deswegen hier so gut wie keine leckere Wurst.    
Das Angebot in den Supermärkten variiert hier sehr stark. Es gibt Supermärkte die keinen Filterkaffee verkaufen, sondern nur Löslichen. Man muss sich auch erst an die Eigenheit der Supermärkte hier gewöhnen, dass nicht immer alle Produkte im Regal stehen. Wenn man z.B. ein Fan von Erdbeermarmelade ist und im Regal nur noch ein Glas (oder Dose) steht ist man gut beraten es zu kaufen, denn wenn es weg ist kann es schon mal ein paar Tage, manchmal sogar Wochen dauert bis eine neue Lieferung reinkommt. Bis dahin ist Schicht im Schacht an der Erdbeermarmeladenfront.

Gelbwurst? Salami? Hauptsache Halaal!
 
Und ja, ihr habt richtig gelesen, hier kann man Marmelade oftmals in der Dose kaufen. Wer den metallischen Beigeschmack nicht mag muss halt umfüllen.
Die Vielfalt der Konservendosen ist in Südafrika gigantisch. Neben Marmelade gibt es auch eine wahnsinns Auswahl an Fertig- und halb fertigen Gerichten. Ob Tomaten mit Zwiebeln, Bohnen in Soße, Chakalaka, Curry, …...

Und heute wieder an der Dosenfront: Marmelade

Die Notwendigkeit für solche Produkte ist in Südafrika natürlich weitaus größer als in Deutschland. Landleben kann hier schonmal heißen, dass man kein fließend Wasser oder Strom hat. Und ohne Kühlschrank muss man eben auf Dosen und Getrocknetes zurückgreifen.   

Aber ich wohne in Kapstadt und da gibt es neben Frittiertem eine andere Leibspeise der Capetonians: Sushi.
Eine derart hohe Dichte an Sushilokalen sucht seinesgleichen. Nicht mal in Japan gibt es soviel Sushi. In den größeren Supermärkte der Stadt werden die begehrten kleinen Röllchen sogar frisch vor dem Augen der Kunden zubereitet und dann abgepackt verkauft.
Natürlich ist die Qualität für jemanden der echt japanisches Sushi gekostet hat weit weniger raffiniert, aber man „bringt's nunter“ wie meine schwäbische Zimmergenossin Patricia zu sagen pflegt. Man darf nur nicht vergessen „ohne Mayonnaise“ zu bestellen, sonst sucht man vergeblich sein Sushi unter dem blassgelben Cholesterinberg.
Nichtsdestotrotz freue ich mich über den Sushiboom hier, da es dadurch sehr einfach ist  an die echte Kikkoman Soyasoße zu kommen. (Übrigens in Singapur gebraut für die die an Deteils interessiert sind)

To be continued...

1 comment:

  1. Total cooler Eintrag Moni! Hab mich gekringelt vor Lachen an manchen Stellen... Hätte ich für Panama auch mal machen sollen! Reis ja, aber frittiert, Yuca ja, aber frittiert, Hühnchen ja, aber frittiert... Orangensaft "100 % natural", abgesehen natürlich von den 10 kg Zucker... *seufz* Das "Brotleidenslied" kann wohl jeder reisende Deutsche singen... ;) Freue mich auf die Fortsetzung!

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