Friday 22 April 2011

Gold Bunny

Ostern steht vor der Tür. Der goldene Lindt-Hase mit dem Glöckchen, hier liebevoll „Gold-Bunny“ genannt, steht brav mit den Schoko- und Marshmalloweiern im Supermarkt. Seit Wochen schon. Aber Schokolade ist hier entweder teuer oder nicht so besonders lecker. (Im Fall von Lindt in Südafrika trifft beides zu, aber das ist meine Meinung)

Am Wochenende war ich im Planetarium. Dort hat ein deutscher Astronom den Museumbesuchern den Sternenhimmel über Kapstadt gezeigt. Diese Deutschen sind hier wirklich überall. Naja, Kapstadt ist ja auch ein nettes Fleckchen Erde. Jedenfalls weiß ich jetzt etwas besser Bescheid über das Kreuz des Südens und warum man den Polarstern in der südlichen Hemisphäre nicht sehen kann.
Im ans Planetarium angeschlossene Museum konnte ich dann noch eine tolle Sonderausstellung zum Thema Universum und Leben bewundern. Die Geschichte des Universums und der Erde gestickt. Na, seht selbst:



In der Arbeit haben wir nochmal richtig Gas gegeben. Mike unser neuer Operations Manager hat sich alle Schulen angesehen und sie in Sachen „Was funktioniert?“ und  „Woran muss man noch arbeiten?“ bewertet. Er arbeitet echt wie ein Tier um SEED so richtig auf Fordermann zu bekommen.
Da weht ein neuer Wind durchs Rocklands-Büro.
Es tut sich was: Wir haben einen neuen PC und Laptop bekommen, haben das Büro ein wenig umgestellt (mal wieder... wir kommen schon noch zum perfekten Feng Shui!), die neue nursery (Jungpflanzenanzucht) soll nach Ostern stehen, ich bin gerade dabei unsere Samenbestände auf Keimfähigkeit zu testen und auszumisten, Shaun ist eifrig damit beschäftigt die Kompost-Area im Garten neu zu gestalten und alle bei SEED sind jetzt dabei unsere Arbeitsweise noch effizienter und effektiver zu machen. Vielleicht bekommen wir jetzt sogar einen Holzofen ins Büro, nachdem wir diese Woche schon ganz schön gefroren haben im Office.
Es fühlt sich mal wieder sehr gut an, wenn ich von der Arbeit heimkomme.
Vielleicht auch mit ein Grund, warum ich derzeit immer Punkt 6:30 aufwache und es gar nicht erwarten kann in die Arbeit zu fahren.

Strassenkunst in Kapstadt

Heute war ich mit Yoli unterwegs zur Scottsville High School. Diese Schule ist nicht nur ein ganzes Stück weg von Mitchell's Plain (fast 30min Fahrt) sie hat auch ein ganz besonderes Feature das wir bisher in noch keinem Garten haben: Rasta-Power.
Heute haben uns Ireginald und Abraham alias Abi mit ihrer ruhigen aber auch tatkräftigen Arbeit unterstützt. Ich habe die beiden schon bei unserem 5-Tages-Permaculture-Kurs kennengelernt. Als ich sie heute wiedergesehen habe war die Freude groß und wir haben uns in der üblich herzlichen Rasta-Art begrüßt. Ich mag die beiden sehr und finde es immer wieder interessant wie sie das Gespräch überraschend auf Ganja alias Marihuana richten. Man redet über etwas völlig anderes und plötzlich reden wir über Hanf. So habe ich heute erfahren dass die Rastagemeinde wohl gerade vor der UN den legalen Gebrauch von Ganja einklagen wollen.
Anyway, der Garten ist großartig. Eine ganz tolle Atmosphäre und die Schule ist tatkräftig am Helfen.
Weiter so Scottsville!

Die Arbeits-Woche war kurz und mündet in ein ganz besonderes Highlight über: Morgen kommen mich meine lieben Eltern besuchen. Nach nun mehr als 6 Monaten freue ich mich sehr sie wieder zu sehen und mit ihnen meinen Osterurlaub in den Winelands zu verbringen.
Wir sehen und lesen uns nach dem Urlaub wieder.

Sunday 17 April 2011

Kulinarisches Kapstadt - Teil 1

An diesem Eintrag plane und überlege ich jetzt schon eine ganze Weile, denn der blog wäre nicht komplett ohne ihn. Meine Eindrücke und Erfahrungen mit dem kulinarischen Südafrika waren anfangs natürlich etwas deutlicher. Mittlerweile habe ich mich an viel gewöhnt. Dennoch gibt es immer noch Dinge die mich faszinieren oder die meine Ökoseele in schiere Panik versetzen. Nicht zuletzt soll der Eintrag meine Beobachtungen dokumentieren. Viel Spaß damit:

Wenn ich an Südafrika denke kommt mir unweigerlich Rooibostee in den Sinn. Tee der Buschmänner der zahlreiche Antioxidantien, dafür kein Koffein enthält, sooo gesund.
Dennoch hätte ich nicht gedacht, dass es hier keinen Tee ohne den unglaublich entwässernden rötlichen Tee gibt. Da ich in Deutschland sehr viel Kräutertee getrunken habe war es für mich schon eine Umstellung dass es hier zwar Fencheltee gibt, aber nur mit Rooibos. Pfefferminz ja, aber nur mit Rooibos. Lemongrastee ja, aber nur mit Rooibos. Aaaarrgh!!!
Anfangs hab ich noch brav Rooibos getrunken aber ich hatte den süßlich faden Geschmack schnell satt und ständig aufs Klo zu rennen wegen dem Tee war mir auch schnell zuwider, zumal ich mich richtig ausgetrocknet fühlte. Also bin ich hier erstmal komplett auf Schwarztee umgestiegen. Ab und an gönn ich mir nen Bio-Fenchel-Anis-Kümmel-Tee den Christoph mir aus Deutschland mitgebracht hat und auch ein echt japanischer Grüntee ist schonmal drin. Aber für Rooibos bin ich wohl für mein Leben verdorben. Den rühr ich nicht mehr an, egal wie gesund er ist!  

Es verwirrt mich als Deutsche immernoch, dass wenn man „black tea“ bestellt, man Rooibos ohne Milch bekommt. Will man dagegen schwarzen Tee, muss man nach „tea“ fragen. Der englische Einfluss ist an vielen Ecken zu erkennen.
Wo wir schon beim Tee sind: Wir trinken in der Arbeit wirklich viel Tee. Wir beginnen den Tag mit Tee und für manchen Zeitgenossen ersetzt der Tee schonmal eine Mahlzeit. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass viele der dunkelhäutigen Kollegen ihren Tee grundsätzlich mit 3 Löffeln Zucker trinken... egal wie klein die Tasse ist. Ich hab mal an einer solchen Mischung genippt und kann nur sagen ungenießbar für mich. Aber wenn's satt macht.

Und nochmal Getränke: Es ist in Südafrika nicht möglich reinen Saft zu bekommen. 100% Orangensaft? Vergiss es! Da ist immer Trauben-, Birnen- und/oder Apfelsaft beigemischt. In welchem Verhältnis variiert und wird daher nicht angegeben. Das mit dem und/oder kommt nicht von mir. Es ist tatsächlich so auf der Packung angegeben. Naja, Hauptsache es ist Saft drin, was?
Für meine Sinne ist es auch abgefahren dass den meisten Säften Geschmacks- und Farbstoffe beigemischt werden. Die besseren kommen ohne Zuckerzusatz aus. Über die Konservierungsstoffe wunder ich mich schon gar nicht mehr. Die gehören hier so selbstverständlich zu allem wie das Antibiotikum zum Arztbesuch.
Der einzige Saft den man hier pur bekommt ist Traubensaft.... und ab und an Apfelsaft. Und das in einem Land das selbst tonnenweise Orangen produziert und exportiert.

Meine eigene Saftmarke
 
Kommen wir zum deutschen Grundlebensmittel Brot:
„Brot“ ist hier Toastbrot, weiß und braun. Der billigste Laib kostet um die 6Rand und schrumpft in der Tasche auf halbe Größe zusammen, wenn man nen Apfel drauflegt. Bisschen übertrieben, aber das mit der halben Größe stimmt. Ich habe einige Monate braunen Toast gegessen, auch wenn man unnormal viele Scheiben essen muss bis man mal annähernd etwas wie Sättigung verspürt.
Es gibt aber auch anderes Brot wie Roggenbrot, selten auch mal Dinkelbrot. In einem Bioladen hat Patricia mal Sauerteigbrot gekauft. Wir waren richtig aufgeregt. Die Kruste war kross und der Laib sah einfach himmlisch lecker aus. Das Brot war allerdings derart sauer dass man nur wenige Bissen lecker findet. Naja, mit Nutella gings einigermaßen.
Dennoch, Brot ist wohl doch eher eine deutsche Leidenschaft.

Jedoch auch die Südafrikaner hegen eine kulinarische Leidenschaft: Chips
(Nicht zu verwechseln mit „Potatoe chips“, dicken, labbrig frittierte Kartoffelstiften aus denen man Teelöffelweise Öl pressen kann, fern mit unseren Pommes verwandt)
Chips sind in Südafrika eine ganze Mahlzeit. In den meisten Schulen sehe ich die Kinder nicht mit Pausenbrot oder gar Äpfeln sondern mit ner Tüte Chips rumrennen. Die Auswahl an Geschmacksrichtungen ist gigantisch. Ob geschmacksverstärker-gepimpter Maisstärke-papp oder Kartoffelchip, ob Chili-Cheese, Chicken, Steak, Vetkoek oder Chickenwing-Geschmack, hier darf sich die Chemieindustrie noch austoben! Und die Kinder stehen jede Pause Schlange für die kleinen bunten Tüten die meist über den Zaun verkauft werden und dann irgendwo im Garten landen. Ja, leider auch so etwas was das gärtnern hier manchmal etwas frustrierend macht: Die ständig wachsenden Müllberge. Das ist dann aber auch schon das einzige, was von alleine wächst.

Eine Schwäche haben die Südafrikaner auch für Hähnchen. Das Königreich wird natürlich vom Riesen KFC (Kentucky Fried Chicken) geführt, liebevoll einfach nur „Kentucky“ genannt. Den gibt’s an jeder Ecke. Besonders im township schätzt man den Amerikaner mit dem freundlichen Grinsen. Nebenbuhler wie Hungry Lion werden wohlwollend geduldet, wohingegen das große gelbe M sogut wie gar nicht vertreten ist. Hier liebt man Kentucky und zahlt dafür auch viel weniger als in Deutschland. Lang lebe das Frittierte!


Und wo wir schon bei Frittiertem sind: Beliebt ist auch Fish&Chips als leichter Mittagssnack. Fisch, meist Hake (Hecht) oder Snoek (sprich: Snuuk) in Teig frittiert und dazu die schon vorgestellten labbrigen Fettschwämme, äh Pommes. Wer sich fettarm ernähren möchte ist hier falsch, aber in den richtigen Läden schmeckt Fish&Chips schon wirklich lecker. Vor allem wenn man dabei aufs Meer schauen kann. Snoek ist hier der totale Renner und schmeckt wirklich erstklassig. Wer keinen Fisch mag, sollte vielleicht mal den probieren. Ob getrocknet, geräuchert, frittiert oder gegrillt, Snoek schmeckt awesome!
Snoek mit Chips

Eine weitere südafrikanische Spezialität ist Biltong, getrocknetes Fleisch. Im Supermarkt bekommt man meist getrocknetes Rind, selten auch mal Hühnchen, Kudu oder Strauss. Ob pur oder mit Gewürzen, als handliche Droewors (Trockenwurst) oder als ganzes Fleischstück, die Südafrikaner kauen gerne auf dem zähen Biltong rum. Hauptsache Halaal.

Da in Kapstadt viele Moslems leben ist das Thema Halaal hier sehr präsent. Man bekommt so gut wie alles in Halaalqualität, sogar Gelantine. (Die wird hier meist aus Rind hergestellt) Im Supermarkt ist das Schweinefleisch meist großzügig räumlich getrennt von Huhn und Rindfleisch und die meiste Wurst die man bekommt ist ebenfalls ohne Schweinefleisch hergestellt. Vielleicht bekommt deswegen hier so gut wie keine leckere Wurst.    
Das Angebot in den Supermärkten variiert hier sehr stark. Es gibt Supermärkte die keinen Filterkaffee verkaufen, sondern nur Löslichen. Man muss sich auch erst an die Eigenheit der Supermärkte hier gewöhnen, dass nicht immer alle Produkte im Regal stehen. Wenn man z.B. ein Fan von Erdbeermarmelade ist und im Regal nur noch ein Glas (oder Dose) steht ist man gut beraten es zu kaufen, denn wenn es weg ist kann es schon mal ein paar Tage, manchmal sogar Wochen dauert bis eine neue Lieferung reinkommt. Bis dahin ist Schicht im Schacht an der Erdbeermarmeladenfront.

Gelbwurst? Salami? Hauptsache Halaal!
 
Und ja, ihr habt richtig gelesen, hier kann man Marmelade oftmals in der Dose kaufen. Wer den metallischen Beigeschmack nicht mag muss halt umfüllen.
Die Vielfalt der Konservendosen ist in Südafrika gigantisch. Neben Marmelade gibt es auch eine wahnsinns Auswahl an Fertig- und halb fertigen Gerichten. Ob Tomaten mit Zwiebeln, Bohnen in Soße, Chakalaka, Curry, …...

Und heute wieder an der Dosenfront: Marmelade

Die Notwendigkeit für solche Produkte ist in Südafrika natürlich weitaus größer als in Deutschland. Landleben kann hier schonmal heißen, dass man kein fließend Wasser oder Strom hat. Und ohne Kühlschrank muss man eben auf Dosen und Getrocknetes zurückgreifen.   

Aber ich wohne in Kapstadt und da gibt es neben Frittiertem eine andere Leibspeise der Capetonians: Sushi.
Eine derart hohe Dichte an Sushilokalen sucht seinesgleichen. Nicht mal in Japan gibt es soviel Sushi. In den größeren Supermärkte der Stadt werden die begehrten kleinen Röllchen sogar frisch vor dem Augen der Kunden zubereitet und dann abgepackt verkauft.
Natürlich ist die Qualität für jemanden der echt japanisches Sushi gekostet hat weit weniger raffiniert, aber man „bringt's nunter“ wie meine schwäbische Zimmergenossin Patricia zu sagen pflegt. Man darf nur nicht vergessen „ohne Mayonnaise“ zu bestellen, sonst sucht man vergeblich sein Sushi unter dem blassgelben Cholesterinberg.
Nichtsdestotrotz freue ich mich über den Sushiboom hier, da es dadurch sehr einfach ist  an die echte Kikkoman Soyasoße zu kommen. (Übrigens in Singapur gebraut für die die an Deteils interessiert sind)

To be continued...

Herbst oder nicht Herbst, das ist hier die Frage

17. April

Da ich noch nie ein ganzes Jahr in einem anderen Land verbracht habe, habe ich natürlich keinerlei Erfahrung damit wie es sich mit den Jahreszeiten in Südafrika verhält. Ich weiß soviel, dass Kapstadt eine Winterregenzeit hat aber bislang scheint sie noch nicht begonnen zu haben. Wir hatten einen langen und trockenen Sommer. Seit ich angekommen bin hat es höchstens vier mal geregnet. Da ist es kein Wunder dass die ganze Gegend so ausgedörrt ist. Jetzt im April merkt man langsam, dass wir nicht mehr wirklich Sommer haben. Es ist z.B. schon wieder stockdunkel um 19:00, das Licht ist weicher und die Lufttemperatur liegt bei angenehmen 23°C. Im Schatten ist es dank es Windes etwas kühl aber die Sonne hat immer noch die Kraft einem den Pelz zu verbrennen.

Kahle Pflanzen nach einem Buschbrand

Witzigerweise kam diese Woche jemand zu uns in die Arbeit und hat gefragt ob wir seiner Frau einer Lehrerin helfen könnten den Kindern in ihrer Klasse den Herbst etwas greifbarer zu machen. Tjo, in Deutschland wäre das kein Problem für mich. Da kann man den Herbst ja nicht übersehen, aber in Kapstadt? Die Blätter hängen noch alle grün am Baum (Außer bei den Platanen die man in den wohlhabenden Vororten gerne mal als Straßenbaum sieht. Die werfen tatsächlich gerade das Laub ab. Sind halt nicht heimisch hier und pflegen „ihre Kultur“. Anyway, wir sind in Mitchell's Plain und da gibt’s keine Platanen.), Wind weht das ganze Jahr, weshalb man das ganze Jahr über Drachen steigen lassen kann, Früchte wie Äpfel und Trauben sind schon lange geerntet und die Vögel fliegen hier soweit ich weiß nicht in ein Winterquartier

Reiche Ernte ueber Monate hinweg

Ja, es ist schon etwas seltsam mit den Jahreszeiten hier. Seit ich angekommen bin blühen Lavendel und Holunder. Beeren gibt es trotzdem nie, weil sie entweder abfallen bevor sie reifen, oder von den Vögeln gefressen werden. Die natürliche Vegetation ist von der lang anhaltenden Trockenheit geprägt und wartet wohl regelrecht auf den Regen. Alles andere scheint wenig Einfluss zu haben.

Die Südafrikaner sagen selbst, dass sie keinen Herbst und auch keinen Frühling haben. Es ist entweder Sommer (heiß und trocken) oder Winter (kühl und nass). 

Devils Peak in Herbststimmung?

Auch die christlichen Feiertage kommen mir hier etwas künstlich und fehl am Platz vor. Weihnachten mit seinem schweren, festlichen Essen ist im Sommer irgendwie fehl am Platz und auch Ostern das ich mit Auferstehung und Erwachen der Natur aus dem Winter verbinde kommt mir im Herbst seltsam vor.
Ja, ich vermisse meine Jahreszeiten ein bisschen. Erstaunlich wie so vieles was auf der Nordhalbkugel ganz natürlich ist, auf der Südhalbkugel nicht so recht passen will. Scheint in der Mothercity aber niemanden zu stören, wie so vieles.

Weihnachten an der Waterfront

Sunday 10 April 2011

Verschiedene Kulturen

10. April

Diese Woche waren Schulferien, Frühlingsferien. Bood hatte frei aber wir Freiwilligen standen trotzdem alle auf der Matte. Diese Woche waren wir 5 Freiwillige. Da sind die „Langzeitfreiwilligen“ Nadine, Valerie und ich, Svenja (alles Deutsche) und Olivia aus USA.
Kleines Stilleben aus dem Garten

Ohne den Bood-Bus kamen wir alle mit dem Minibistaxi nach Mitchell's Plain. Am ersten Morgen hat der Fahrer zweimal nachgefragt als wir eingestiegen sind, ob wir auch sicher sind was unser Fahrziel angeht. Es gibt nicht viele Weiße die nach MP in die Arbeit fahren.
Wenn man ein Minibustaxi anhält, weiß man nie was man bekommt. Oft ist es ganz angenehm und ich lese während der Fahrt, aber diese Woche hatten wir auch ein zwei mal Taxis dabei wo mir wirklich Angst und Bang wurde angesichts der Fahrweise. Immer mit Vollgas versteht sich von selbst aber manchmal schauen die Fahrer noch nicht mal auf den Verkehr. Da wird dann nach hinten geguckt, wenn man nach vorne anfährt (wieder Vollgas versteht sich) oder die Spuren werden wie im Actionfilm gewechselt. Jede noch so kleine Lücke wird ausgenutzt. Vorne knapp, hinten knapp, egal! „Arrive alive“ kann man da nur beten. Das andere Extrem ist, wenn die Taxis durch die Gegend zuckeln immer auf der Suche nach weiteren Mitfahrern. Da kann man dann schonmal 15min irgendwo rumstehen und sich genervt die vergeblichen Schreie der Dooroperator anhören „Caaaape Tee-ooooowwwn!“

Nicht ganz spaßig ist es auch, wenn der Fahrer den Bus zum persönlichen Dance-Club erklärt. Da wird dann die Mukke bis zur Schmerzgrenze hochgedreht. Selbstredend dass Techno gespielt wird. Und wer hätts gedacht, man kann alles in ne Technoversion verwandeln, selbst Kuschelrock. Das grenzt an Körperverletzung, wenn einen Whitney Housten dir mit „Iiiiiii will always loooooove youuuuuu!“ das Gehör wegträllert und die Busverkleidung dir an den Arm wummert.   
Auch wenn die Fahrt zur Arbeit mit dem Minibus mehr als doppelt so lange dauert als mit dem Bood-Bus, so genoß ich es doch jeden Tag über den Markt vom Town Center zu schlendern. Die Lebensmittel sind soviel billiger als in Observatory und es gibt immer Leckerein zum Mitnehmen. Ob Samosas, in Zuckersirup gebackene Donuts oder frisches Obst alles superlecker und für ein paar cent zu haben.

In der Arbeit fand diese Woche ein Permaculture-Kurs für Lehrer und Interessierte statt. Alex, die wir schon in Berg-en-Dal kennen und lieben gelernt haben, leitete zusammen mit Yoli und Mzu den Kurs. Und die Kursteilnehmer waren wirklich eine witzige, bunte Truppe: Lehrer, eine Freiwillige aus Deutschland, die an einer Waldorfschule hier arbeitet, ein paar Studenten von der UCT (University of Cape Town), ein paar Community-Members, unser Caretaker von Rocklands Primary, ein paar Rastas und eine Dame die in einer Schule für Behinderte arbeitet. Es war wirklich schön anzusehen.

In der Kennenlernrunde mussten wir alle drei Dinge zeichnen, die uns persönlich wichtig sind. Ich fand sehr spannend, dass die Menschen in den jeweiligen kulturellen Gruppen sehr ähnliche Sachen gemalt haben. Die meisten Schwarzen malten sehr allgemeine Dinge wie Natur, Sonne, Regen, Familie, Essen usw. Viele der Coloureds hatten die Religion, Familie und Natur. Die Rastas hatten oft etwas das mit der globalen Familie und dem Planeten als Ganzen zusammenhängt. Und wir Weißen hatten alle recht individuelle Dinge wie Sport, Hund, Musik, aber auch Familie und Natur.


Volunteers bei der Arbeit

Außer der Einführung nahmen wir allerdings nicht am Kurs Teil.
Da demnächst wieder Markt ist waren wir emsig damit beschäftigt unsere Produkte wie das Miracle Ointment oder die Marmelade herzustellen. Das hat vor allem Nadine in die Hand genommen. Ich war überall ein bisschen beteiligt. Nicht zuletzt half ich Shaun dabei Gärtner zu werden. Er ist nicht aus dem Bereich aber sehr wissbegierig und arbeitswütig. Shaun ist nicht groß aber hat ne große Klappe. Wie ein kleiner bissiger Hund. Da er jetzt mit seiner Familie in der Schule wohnt (Mr. P hat ihm ein Klassenzimmer als Wohnung gegeben. Im Gegenzug passt Shaun auf die Schule auf) hat er sich auch wieder einen Hund zugelegt. Deutscher Schäferhund namens Cesar. Zum knuddln, knurrt aber auch schnell, was aber ok ist. Soll ja schließlich ein Wachhund sein.

Shaun bei der Arbeit. Heute: Engerlingessen

Jaja, es tut sich wie immer viel bei SEED.
Ab und an stellt sich ein bisschen Wehmut bei mir ein, denn jetzt habe ich den Punkt erreicht wo meine Zeit rückwärts läuft. Bin in der zweiten Halbzeit.
Ob die Zeit schneller vergeht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass hier unglaublich viel passiert. Zumindest kommt es mir so vor.
Und ich liebe es!