Friday 22 October 2010

Gaertnerlatein

20. Oktober

Heute will ich mal etwas über die gärtnerische Seite meiner Arbeit hier erzählen. Beginnen wir mit dem Standort. Die Bodenart an so gut wie jeder Schule ist Sand. Sandiger Sand um genau zu sein. Es ist wirklich unglaublich, als ob man am Strand Gemüse anbauen will. Natürlich ist diese Art von Boden bei dem Wind und der Sonner binnen Sekunden Pfurztrocken, egal wie viel man vorher wässert. Regenwürmer sieht man äußerst selten, außer in der Wurmfarm natürlich. Daher ist es sehr sehr wichtig Kompost in den Boden einzubringen, damit überhaupt was wächst. „Kompost“ wird hier übrigens alles mögliche genannt, was eben nicht Sand ist, also auch undefinierbares krümeliges Zeug, dass man auf einem Schuttabladeplatz findet und das zu einem Großteil aus Plastikmüll uns Glasscherben besteht. Wir verwenden das zum Glück nicht in den Schulgärten, aber ich habe schon Menschen gesehen, die solch Zeug aufgeladen haben und weiß Gott was damit gemacht haben.
Auch die Idee mit dem Mulch, also erst Zeitungspapier auf ein Beet legen und dann Stroh oder ähnliches daraufgeben (manchmal auch nur trockenes Gras, wenn keine Zeitung zur Hand ist) ist hier sehr angebracht um dem Boden wenigstens ein wenig Feuchtigkeit zu gönnen. Natürlich kommt das nicht bei allen so gut an, da viele Menschen hier das Gras als Abfall und dreckig ansehen. Wenn man ihnen aber erklärt, warum man das macht scheinen sie es einem aber zu glauben und man hat fast das Gefühl, dass sie es dann nicht mehr so schlimm finden.
Wie gesagt der Boden hier ist schon ein eigenes Problem. 

Pflanzen pflanzen
Bewässert wird in der Regel mit Hilfe von Pralldüsen, wenn jemand dran denkt das Wasser anzustellen. Klingt vielleicht komisch, ist aber ein echtes Problem hier, da wir max. einmal in der Woche bei der Schule vorbeischauen. Und eine Woche ohne Wasser sehen die jungen Pflanzen einfach erbärmlich aus. Das reißt dann die Permakultur auch nicht mehr raus. Naja, mal abgesehen davon, dass das Bewässerungsthema an jeder Schule so seine Probleme aufwirft, ist die Lösung mit den Pralldüsen auch nicht gerade ideal. Zum einen werden die Düsen gerne mal von den Kindern abmontiert und als Souvenir mit nach Hause genommen, zum anderen habe ich ja gelernt dass so eine Bewässerung über Kopf viel Wasser unnötig verbraucht. Ich kann nur immer wieder an den Wind erinnern, denn ich glaube kaum, dass sich ihr euch das wirklich vorstellen könnt, wie stark und konstant dieser Wind hier über das Land zieht. Dementsprechend gehen bestimmt dutzende Liter Wasser ungenutzt in die Luft, bevor sie auch nur eine Pflanzenwurzel gesehen haben. Auch die größeren landwirtschaftlichen Flächen in Phillipi werden allesamt über Kopf bewässert. Da fühl ich mich ganz mies, wenn ich das sehe. All das kostbare Wasser! Ob eine Tröpfchenbewässerung da besser geeignet wäre? Vielleicht einfach zu teuer. Hier hängt sehr viel am Geld und die Schulen haben sprichwörtlich nicht einen cent zu verschenken. Nichts wird gekauft, nicht mal ein Hammer.

Wer braucht schon einen Hammer!
Coole Absperrung, oder?
Thema Jungpflanzen.
Diese werden bei Western Cape Seedlings gekauft, einer Firma in Phillipi wo ein Tray Pflanzen um die 80 Rand kostet. Das ist ziemlich viel würde ich mal sagen. Vor allem, wenn man kein Geld hat. Vielleicht könnte SEED einiges an Geld sparen, wenn sie die Anzucht selbst übernehmen, aber dafür braucht man natürlich auch jemanden, der sich darum kümmert. Und ich fürchte das ist ein weiteres Problem bei SEED neben dem Geldmangel, Personalmangel. Aber vielleicht kann ich das mit den Jungpflanzen ja nochmal ansprechen. Jedenfalls bin ich manchmal erstaunt wie rabiat mit den kleinen Pflänzchen umgegangen wird. In der Schule angekommen werden sie schonmal knallhart in die Sonne gestellt wo sie dann über Stunden ausharren müssen, bis sie eingepflanzt werde, wenn überhaupt. Sie werden auch schonmal etwas unsanft zusammengeworfen, geknetet, draufgetreten und von Schnecken ratzekahl gefressen. Trotzdem scheinen sie zu überleben und sich von dem Schock zu erholen. So Pflanzenunfreundlich scheint Boden und Klima dann wohl doch nicht zu sein. Am Ende des Tages verschenken wir schonmal Pflanzen an Kinder, die einen Garten zuhause haben oder Lehrer und Angestellte der Schule. Da ist SEED relativ großzügig würde ich mal sagen. Ob die Leute das dann alles so einpflanzen und pflegen ist eine andere Frage, aber gehen wir mal vertrauensvoll davon aus. 

Erfolgserlebnis: Ich und die Erdbeere
Gedüngt wird mit Kompost, Mulch aus z.B. Beinwell und Wurmsaft, einer dunklen Flüssigkeit, die aus den Wurmfarmen tropft. Aber es überrascht mich auch hier, dass irgendwas in dem „Boden“ hängen bleibt, was die Pflanzen nutzen können. Ich frage mich ob in den Cape Flats wie die Gegend hier genannt wird auch mal richtiger verwitterter Boden zu finden war und einfach nur von dem Sand überdeckt wurde. Bei dem Wind ist es für den Sand ein leichtes auch weite Strecken zurückzulegen.
Ich bin sehr gespannt wie Landwirtschaft außerhalb von Kapstadt und den Cape Flats aussieht. Ich meine irgendwo muss doch das ganze Milie (= Mais) angebaut werden.
Ende November findet wohl eine fünftägige Konferenz zum Thema Permakultur statt zu der auch Nadine und ich mit sollen. Und auch wenn ich den Ort noch nicht genau kenne, so habe ich gehört, dass es wohl eine Farm in der Karoo ist. Mal sehen, ob es auch eine Permakulturfarm ist. Da freu ich mich schon drauf. 


Wegerich gefaellts hier. Dem breiten wie dem Spitzen. Der junge Mann heisst uebrigens Xola

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