Thursday, 1 September 2011

Umzug


Das hat nicht ganz so geklappt, wie ich mir das gedacht habe. Der APT ist viel zu schnell an mir vorbeigerauscht, genau wie der ganze Monat August. Und es ist während dieser Zeit natürlich so viel passiert, dass ich jeden Abend recht erschöpft von all den Eindrücken nach Hause kam. Zudem hat mich jetzt auch eine Erkältung erwischt, die schon seit ein paar Tagen hier grasiert. Kaum ist es mal ne Woche kühler und nass in Kapstadt, schon fangen alle zu schniefen und zu husten an. Aber zum Glück hat meine fürsorgliche Mama mir ja sooooooo viele Medikamente für Erkältung mitgebracht, dass ich ganz Mitchell's Plain damit versorgen könnte. Danke Mama :)

Mein letzter Monat ist angebrochen und natürlich werden die kommenden Tage nochmal so richtig ereignisreich. Da ich die Möglichkeit dazu hatte, bin ich in meinen letzten Monat zu einer südafrikanischen Gastfamilie im Stadtteil Athlone gezogen. Das ist nicht weit von Observatory, aber doch nochmal eine etwas andere Gegend und ganz bestimmt eine interessante Erfahrung. Die township Lange ist nur einen Steinwurf entfernt. Getrennt durch die N2. Ich wohne jetzt bei niemand geringerem als Mr. Pretorius, dem Schulleiter der Rocklands Primary School.
Es war seltsam das Zimmer in der Lynton Road so leer zu sehen. Alle Fotos und Poster abgehängt und die Koffer gepackt. In einem Monat stehe ich wieder vor der großen Herausforderung ein ganzes Jahr Leben in einen Koffer mit 23kg zu packen.... naja, und 10 kg Handgepäck ;)
Aber bevor es soweit ist, musste und muss ich noch viel Abschied nehmen. Der größte war der Abschied von den meisten meiner Mit-Freiwilligen des weltwärts-Programms. Darunter meine sisi Patricia mit der ich mir fast elf Monate ein Zimmer geteilt habe und mein Sonnenschein Nadine meine Projektpartnerin bei SEED. Ich vermiss euch beide jetzt schon, aber ich bin euch auch sehr dankbar für die tollen Stunden, Tage, Wochen, MONATE die wir gemeinsam verbracht haben.

In ein paar Wochen kommen die neuen Freiwilligen aus Deutschland und dann beginnt das neue weltwärts-Jahr. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Liesbeek River runter

Sunday, 21 August 2011

LETS

Mein erster Beitrag handelt von einem alternativen Wirtschaftssystem, einem Tausch-System auch LETS-System genannt. Beim LETS-System (Local Exchange Trading System) bieten die Teilnehmer Talente wie Kochen, Geschichten erzählen, Massieren, Klemptnern, aber auch Objekte wie Kleidung oder Möbel an. Man „zahlt“ diese (Dienst-)Leistungen nicht mit Geld sondern einer fiktiven Währung die nur unter den Teilnehmern der lokalen Gruppe ausgetauscht werden kann. Man entscheidet selbst wie viel man für sein Angebot haben will. Da auch ganz ungewöhnliche Sachen angeboten werden können wie „Ich bin ein guter Zuhörer“ kann eigentlich jeder mitmachen und etwas von sich anbieten. Das steigert nicht nur das Selbstwertgefühl sondern führt auch dazu dass die Menschen wieder mehr miteinander interagieren. (hm Deutsch? … naja, doppelt gemoppelt hält besser) Beides wünschenswerte Dinge in einer gesunden menschlichen Gemeinschaft.

Wir haben im Kurs auch ein LETS System angefangen und so kam ich schon in den Genuss von selbst gebackenen Rusks und habe die Unmengen Chilis aus meiner Gemüsekiste geteilt. Das tolle an dem System ist, dass man im Grunde mit der Gemeinschaft handelt. Ein Beispiel: Alfred braucht ein neues Bett. Hanna braucht ihres nicht mehr und bietet es Alfred an. Die Credits die Hanna dadurch von Alfred bekommen hat kann sie jetzt dafür verwenden dass Gerd ihre Obstbäume schneidet und Elise mal mit ihrem Hund rausgeht. Hanna muss nicht mit Alfred tauschen. Sie kann. Alle handeln mit der ganzen Gemeinschaft.

Als ich so darüber nachdachte, was ich so geben kann ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich recht viel geben kann, was andere brauchen können. Und wenn es nur so etwas profanes wie Bügeln ist, was ich wirklich gerne mache von Zeit zu Zeit. Andere mögen das wie ich gehört habe gar nicht. Warum also nicht ein bisschen mehr von dem machen, was mir ohnehin Spaß macht und die Dinge die mir nicht so viel Spaß machen von jemand anderen machen lassen, der Spaß daran hat.
Aber es hat bei mir etwas gedauert die Dinge herauszufinden, die ich mag und kann. Und glaubt mir, jeder kann was! Es war sehr interessant herauszufinden, was die anderen so können. Irgendwie lernt man einander und auch sich selbst nochmal neu kennen durch das LETS-System. Wie steht es mit euch? :)
Auf meiner To-do-Liste für Deutschland steht auf jeden Fall, dass ich dem lokalen LETS-System von Freising beitreten möchte. Get involved with the Community!

APT

Jetzt ist auch die zweite Woche des Accredited Permaculture Training zu Ende gegangen. Zwei Wochen in denen wir über Ökosysteme, Wasserkreisläufe, Boden, nachhaltige Energieversorgung, EM, Muster in der Natur und vielem vielem mehr gelernt haben. Natürlich lernen wir auch Stück für Stück ein Permakultur-Design zu erstellen. Ich arbeite zusammen mit drei anderen Teilnehmern zB ein Design für die „Animal-Zone“ an der Rocklands Primary School aus. Langfristig sollen auf dem riesigen Gelände von Rocklands Kühe grasen und Hühner gackern, aber das ist natürlich nicht ganz so einfach in einem Gebiet wo alle drei Meter eine Plastiktüte liegt und in jeder Ecke ein drogenabhängiger Obdachloser wohnt. Nachdem wir eine ausführliche Bestandsaufnahme gemacht haben (Wie ist es um den Boden bestellt? Welche Pflanzen wachsen derzeit auf dem Gelände? Woher kommt der Wind? Mit wie viel Wasser können wir auf dem Gelände rechnen? Wie viel von dem Gelände benötigt die Schule um sportliche Aktivitäten anbieten zu können? Usw.) geht es nächste Woche dann endgültig an das Design des Geländes.

Neben dem Designprozess besteht der Kurs aber auch ganz beträchtlich aus Info. Für Nadine und mich immer noch eine Herausforderung den ganzen Tag Englisch zu sprechen und in Englisch zu lernen. Aber ganz Permaculture-like gibt es zwischendrin immer wieder praktische Übungen, Filme, Ausflüge, gemeinsame Spiele und inspirierende Gespräche in denen die Teilnehmer ihr Wissen teilen. Selbst für das leibliche Wohl ist gesorgt. Talfryn unser bewährter SEED-Caterer verwöhnt uns mit gesunder, meist vegetarischer Kost im traditionell südafrikanischen Gusseisentopf gekocht. Auf offenem Feuer versteht sich. Oder mit einem Solarkocher, der einem Satelliten gar nicht so unähnlich sieht.



Solarcooker

Unsere Gruppe ist bunt gemischt. Da sind natürlich die SEEDlinge Shaun (ja, dank der Spenden ist er dabei), Nadine und meine Wenigkeit, Südafrikaner aus Johannesburg, dem Freestate, KwaZulu Natal und Kapstadt, sowie Teilnehmer aus Zimbabwe, Lesotho, UK, Finnland, Schweiz usw usw. Viele von ihnen haben nicht nur eine Nationalität und sind definitiv das was man Weltenbummler nennt. Es ist unglaublich interessant diese Menschen zu erfahren und ihre Geschichten zu hören. Und gemeinsam lernt es sich noch besser.

Einige der Dinge die wir im Kurs lernen sind so interessant und vielfältig, dass ich ihnen im folgenden eigene Blogeinträge widmen möchte. Auch wenn ich natürlich nur kleine Ausschnitte von dem wiedergeben kann, was wir hier lernen und erfahren. Für das volle Paket müsst ihr schon selbst den APT mitmachen ;)
(gibt’s übrigens auch in Deutschland falls euch Kapstadt zu weit ist)

Sunday, 7 August 2011

Hard Work

Another ereignisreiche Woche am Kap. (Denglish ist derzeit die Sprache der meisten Freiwilligen hier. Irgendwie sprechen wir weder Deutsch noch Englisch zu 100%. Es kommt immer diesen wirre Mix aus beidem aus uns raus.)

In der Arbeit habe ich zusammen mit Shaun und Ismail angefangen die nursery komplett neu einzuräumen. Es ist nicht immer einfach für mich den beiden zu erklären dass ich nicht nur hier und da Ausbesserungen vornehmen will, sondern „alles neu“ machen will, ohne wenn und aber. Erst als die ersten Meter geschafft waren haben sie denke ich besser verstanden was das bedeutet. Mike nannte es „deutsche Ingenieurskunst“ was ich da mache, ich nenne es „Monis Aufräumwahn“. Aber es dauert länger als gedacht, da es immer wieder Unterbrechungen bei der Arbeit gibt. Sei es eine „Cola-n-chat-Pause“ oder ein Zwischenfall mit Shauns Hund Cesar der in der nursery angebunden ist. Der deutsche Schäferhund hätte Ismail einmal beinahe gebissen als dieser mir zu nahe kam. Wir nehmen an, dass er mich beschützen wollte, aber ganz sicher bin ich da nicht. Cesar ist halt ein Wachhund der sich nicht scheut von seinem Gebiss Gebrauch zu machen.

Bevor ich das Projekt nursery angepackt habe fiel ich in ein ganz beachtliches Frustrationsloch. Ich war mit Yoli an einer Erstjahresschule wo wir so einige Probleme mit der Implementierung des Gartens haben. Und als ich mich umsehe, sehe ich all diese verwahrlosten Kinder in zu kleinen und/oder löchrigen Schuluniformen, eingetrocknete Rotze um den Mund die ständig dabei sich unnatürlich rot gefärbte Chips in den Mund zu schieben. Sie prügeln aufeinander ein, auch mal mit Stöcken, wenn man nicht aufpasst. Viele haben große schwarze Löcher in den Zähnen....


Die Armut und Verwahrlosung raubt mir manchmal den Atem. Es ist nicht die Tatsache dass es sie gibt, sondern mehr die Hilflosigkeit weil ich auch nicht weiß wie diese Menschen da raus kommen sollen. Ein Beispiel:

Wir hatten letzte Woche die erste Runde unseres Auswahlverfahrens für den neuen SEED Mitarbeiter, der sich um den Pilzanbau kümmern soll. Es waren über 20 Leute anwesend, junge wie alte. Mehr als die Hälfte der Anwesenden hatten keinen Schulabschluss. Ein paar lustlose Teenager saßen unter den Bewerbern … aber wohl nur weil die Mütter in den letzten Reihen saßen um auch sicherzugehen dass Prinzessin-Tochter und Faulenz-Sohn auch ja den ganzen Tag anwesend waren. Alle hatten sie ihre Standardsätze auswendig gelernt, dass sie hard-worker seien und eine positive Einstellung zur Arbeit hätten.
Gegen Ende des Auswahltages sollte jeder der Bewerber sagen warum wir gerade ihn oder sie auswählen sollten. Eine Gruppe Xhosa-Damen kicherte und eine nach der anderen stand auf und sagte sinngemäß etwas wie „Ich bin eine Putzfrau und ich kann auch nur diese Arbeit machen. Ich brauche das Geld, ich bin der Brotverdiener in der Familie.“
Was mich daran so deprimiert ist nicht so sehr dass diese jungen Frauen die Last tragen eine Familie zu ernähren als viel mehr dass sie nicht erkannt haben dass dieser Job ein Training beinhaltet der sie mit Wissen ausstattet, sodass sie eben nicht mehr „nur“ putzen müssen um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Frauen hatten nicht die Fähigkeit sich selbst in einer anderen Arbeit zu sehen als in anderer Leute Haus den Boden zu wischen. Sie wollten sich gar nicht für die Zukunft öffnen die wir ihnen hätten bieten können.


Und mit den jungen Menschen ist es ähnlich. Ihre Traumberufe können nur mit Adjektiven ausgedrückt werden: REICH und BERÜHMT. Der Weg dorthin ist nicht in den Zukunftsplänen enthalten.

Die afrikanische Gelassenheit erscheint mir manchmal auch wie Gleichgültigkeit. Eine 600Rand teure Kamera verloren? Blöd... aber naja. Wenn wir Geld haben kaufen wir halt eine neue. Dieses „von der Hand in den Mund“ Leben ist zwar eine Gabe (ich persönlich kann da schon mal in Panik verfallen wenn ich nicht weiß ob ich morgen Geld für was zu Essen habe) es kann einen denke ich aber auch davon abhalten sich weiter zu entwickeln. Ich meine da wird das Geld das man dann endlich in die Finger bekommt für Sachen ausgegeben die die eigene miserable Situation nicht wirklich besser macht. Ich glaube die Menschen hier wissen einfach nicht was das sein soll, genau wie die Xhosa-Ladies vom Auswahltag. Es fehlt die Vision von dem was alles möglich ist. Wie kann man auch auf etwas zuarbeiten von dem man noch gar nicht weiß dass es das überhaupt gibt?
Aber vielleicht ist es auch die Unfähigkeit den Weg anzuerkennen, der zu dem gewünschten Ziel führt.

Vor diesem Hintergrund ist es wirklich schwer Hilfe zu leisten. Wie gesagt, ich befinde mich zeitweise in einem tiefen Gefühl von Frustration weil ich es eben auch nicht weiß, was diese Menschen wirklich für Hilfe brauchen. Ob sie überhaupt welche von Außerhalb brauchen oder ob die Hilfe nicht vielmehr von innen, von Ihnen kommen muss.
Ich ziehe meinen Hut vor all den Männern und Frauen die über Jahre hinweg Entwicklungshilfe machen. Ich bin sicher sie gehen durch einen langen und harten Lernprozess mit immer wieder kehrenden Momenten der Frustration.

Was braucht es um Voegeln das Fliegen beizubringen?

Natürlich hat man auch Momente des Erfolgs. Viele meiner bisherigen Blog-Einträge künden davon. Aber auch mich befällt von Zeit zu Zeit der Zweifel und die Frustration, zumal ich nicht mehr viel Zeit habe meinen footprint hier zu gestalten.

Trotz allem danke ich Euch allen die ihr zuhause in Deutschland und dem Rest der Welt sitzt und mich unterstützt. Ein ganz besonderes Danke an mein Support-system zuhause dank dem Shaun, Nadine und ich ab Montag das Accredited Permaculture Training absolvieren können.

Let's be the seed that starts a forest (Lasst uns der Samen sein, der einen ganzen Wald beginnt.

Sunday, 24 July 2011

Nach dem Urlaub

Christoph ist wieder abgeflogen. Wir hatten zwei unbeschreiblich tolle Wochen. In Kapstadt kann man es sich einfach unglaublich gut gehen lassen, wenn man es selbst zulässt. Die blütenweißen Strände, die atemberaubenden Berge, die liebenswerten Menschen die uns zum Lachen und Weinen bringen. Das ganze wurde gekrönt von tonnenweise Sonnenschein. Viel zu viel eigentlich für den südafrikanischen Winter wie uns gesagt wurde, aber bei gutem Wetter sagt man ja nicht nein.
Hier ein paar Fotos:

Dias Strand am Cape of Good Hope

Cape of Good Hope


Sonnenuntergang auf dem Lionshead ... unten Camps Bay
Star of Africa


Der SEED Garten in Rocklands hat auch endlich wieder Wasser nachdem wir einen neuen Brunnen haben bohren lassen. Gut für Shaun der mit zwei Gießkannen und einem Eimer bewaffnet den ganzen Garten händisch am Leben gehalten hat. Und nicht nur den Garten. Am Mandela-Day wurden dank freiwilliger Helfer und Greenpop wieder zig Bäume entlang des Zauns gepflanzt. Und so ein junger Baum braucht erst mal Wasser. (Das nenn ich mal ein Geburtstagsgeschenk! Happy Birthday Madiba!)
Das Pilzhaus nimmt auch so langsam Gestalt an. In kürze werden dort hoffentlich Edelpilze wie Shiitake, Enoki und Austernpilze angebaut. Das will ich natürlich auch erlernen, wenn ich schon hier bin.

Stolz und Fruechte der Arbeit

Und dann wird hoffentlich der APT stattfinden von dem ich euch ja schon in meinem letzten Beitrag erzählt habe. Es steht leider etwas auf der Kippe ob der Kurs stattfinden kann, weil wir noch nicht genug Anmeldungen haben. Also falls von euch jemand interessiert ist *zwinker* Kostet auch nur 7000Rand (Ein vergleichbarer Kurs kostet in Europa mehrere tausend Euronen!) und wie schon erwähnt lässt sich hier auch gut Urlaub machen. ;)
Anyway, ich bin optimistisch dass der Kurs stattfindet. Er muss einfach. Bleibt zu hoffen dass SEED nicht zu viel Verlust macht.

Christoph hilft Carvine in Sachen IT

Zuhause wird wie üblich WG-Mikado gespielt (Wer bewegt sich als erstes und kauft was ausgegangen ist?), der Southeasterly, also der Wind aus Südosten bläst wieder unerbittlich und lässt die Fensterscheiben klappern, aber mein Bett ist gemütlich wie eh und je. Mit Kuscheldecke, Beatlesmusik und Tee lässt es sich einfach aushalten. Dank Stefan habe ich jetzt auch wieder echt japanischen Grüntee. Vielen Dank dafür! Auch vielen vielen Dank an alle die mir wieder so tolle aufmunternde Geschenke mitgegeben haben. Von Oskars Mozartkugeln habe ich mir noch genau eine aufgehoben für schlechte Zeiten und Johannas Gute-Laune-Lotion mit Frust-Schutz-Faktor steht allzeit bereit um mich aufzuheitern wenn ich es brauche.
Aber um ehrlich zu sein, gerade fühle ich mich so richtig gut. Es ist natürlich sehr schade das Christoph schon wieder weg ist. Zwei Wochen können so unglaublich schnell vergehen, aber anstatt Trübsal zu blasen muss ich ständig an die tolle Zeit denken die wir zusammen hatten. Das waren wirklich zwei außergewöhnlich schöne Wochen mit enorm viel Seelennahrung im Gepäck.

Long Beach in Nordhoek

Das Leben kann so unbeschwert und heiter sein, wenn man es nur zulässt. Das stelle ich hier immer wieder fest. Gute Laune.... das ist mal ein Souvenir, das ich mit nach Deutschland nehmen, teilen und weiterverschenken möchte.

Ich umarme euch alle von Herzen.
Die letzten beiden Monate sind (fast) angebrochen.

Wir und die vielleicht teuerste Coke in SA am Cape Point

Thursday, 21 July 2011

Verbessere mit DEINER Spende das Leben eines Menschen


Hallo zusammen

Der heutige Beitrag dient weniger dazu euch über meine Eindrücke zu berichten. Heute möchte ich euch einen Ausblick ermöglichen. Einen Ausblick auf den IHR Einfluss nehmen könnt.

Vielleicht erinnert ihr euch an Shaun, den witzigen Typen der den SEED-Garten an der Rocklands Primary School bestellt. Er wohnt mit seinen beiden Mädels, seiner liebreizenden Frau Shannon und der süßen Andrea in einem Klassenzimmer hier an der Schule. Er gibt sein Bestes für den Garten und die Community. Aber er ist kein gelernter Gärtner. Und SEED kann ihm als solches auch kein volles Gehalt zahlen. Die SEED Mitarbeiter stehen ihm so gut sie können und soviel es die Zeit eben erlaubt mit Rat zur Seite. Aber jetzt hätte er die einmalig Chance an einem fundierten dreiwöchigen Permakulturkurs teilzunehmen. Dieser würde ihn mit dem nötigen theoretischen und praktischen Wissen ausstatten.

Gemeinsames Mittagessen mit den Coerts

Neben den positiven Effekten für Garten und die örtliche Community, bietet dieser Kurs für Shaun auch die Möglichkeit bei SEED Facilitator zu werden, also Kinder, Eltern und Lehrer an den SEED-Schulen dabei zu unterstützen eigenen Permakulturgarten anzulegen. Eine einmalige Chance für Shaun, der derzeit für ein sehr sehr kleines Entgeld bei SEED arbeitet.

Seit ich Shaun kenne hat mich seine Zähigkeit und der Wille nicht aufzugeben beeindruckt. Trotz diverser Schicksalsschläge wie seiner schwierigen finanziellen Situation, Überfall oder die seelische wie finanzielle Belastung durch die  Krebskrankheit seiner Frau Shannon, will er weitermachen, Chancen nutzen. Wie ich euch ja schon in meinem Beitrag "Community Market" erzählt habe ist Shaun ein unglaubliche Bereicherung für SEED und die ganze Rocklands Community. Witzig und provokativ. Er ist nicht immer ein einfacher Charakter aber die Hingabe mit der er sich um den Garten, seine kleine Familie und die Menschen hier kümmert ist herzerwärmend. Für ihn ist die Arbeit im Garten mehr als eine Möglichkeit Geld zu verdienen. Es ist ein Stück Selbstbestimmung.
Seine finanzielle Situation erlaubt es ihm allerdings nicht diese Ausbildung selbst zu finanzieren. Die Kosten pro Teilnehmer für den dreiwöchigen Kurs belaufen sich auf 7000Rand. (ca.700€)

Gemeinsam durch unsere Spenden können wir Shaun diese Ausbildung ermöglichen und ihm eine neue Perspektive ermöglichen. Jeder kleine Beitrag zählt!   
Spenden können auf zwei Arten überwiesen werden:
- direkt an SEED per Kreditkarte  (http://www.seed.org.za/donate.php) oder
- per Überweisung an mein deutsches Konto
(Meine Kontodaten bitte bei mir per e-mail o.Ae. erfragen.)


Vielen Dank an euch alle. YOU ARE AWESOME!
 
PS: Mit genügend Spenden kann SEED weiteren arbeitslosen Menschen diese Ausbildung ermöglichen und damit eine Perspektive für die Zukunft eröffnen.

One seed starts a forest

Saturday, 9 July 2011

Eine Woche im Winter

Wieder eine Woche rum. Wieder viel passiert. Logisch. Wo kommt nur die Zeit hin?
Auch diese Woche war wieder sehr einzigartig.
Aufgrund der Schulferien ist es derzeit nicht besonders sicher in Mitchell's Plain zu arbeiten. Ganz zu schweigen von der Eiseskälte in unserem Office. Irgendwie ist dieser Raum völlig immun gegen jede Art von Wärme. Im Sommer mag das ganz angenehm sein, aber jetzt im Winter geht es einem wirklich an die Knochen. Also haben Nadine und ich uns jede Menge Bücher aus der SEED Bibliothek mitgenommen und recherchieren jetzt in Sachen Unterricht: wie könnte man dieses und jenes Wissen in eine Unterrichtsstunde verpacken? Da ich mir eh vorgenommen habe ein kleines Manual zum Baumschnitt, ganz besonders dem Obstbaumschnitt zu verfassen, ist jetzt gerade die richtige Zeit dafür.

Bienenfutter im Winter: Aloe

Da es aber auch in meinem Zimmer Zuhause in Observatory nicht gerade warm ist, hab ich mir sowas ähnliches wie einen japanischen Kotatsu gebaut. Heizlüfter unter die Decke und los geht’s.

Am Dienstag hatte wir dann einen weiteren Atem-Kurs. Diesmal war es persönlicher und mehr Leute von SEED dabei. Veranstaltet hat den Kurs Joost aus Holland, den Nadine und ich schon auf dem National Workshop von SEED in Berg-en-Dal kennengelernt haben. Ich fand ja schon Art of Living toll, aber Joosts Art der Atemübungen sind derart intensiv... Da fällt mir echt nur der Englische Ausdruck „It blows your mind!“ und „awesome!“ ein. Wirklich eine ganz tolle Erfahrung die ich nicht missen möchte. Immer wieder erstaunlich wie viele unterschiedlichen und allesamt wertvollen Erfahrungen ich hier mache. Danke SEED, danke Joost. Es hat sehr viel Spaß gemacht mit euch.


Noch ganz euphorisch vom Inspirational Breathing sind Mike und ich dann am Mittwoch doch in die Arbeit gefahren, weil sich ein Besucher aus Kanada angekündigt hat, der sich das SEED Programm kennenlernen wollte. Harry ist wie soviele Menschen dieser Szene ein sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch, ein Lebenskünstler und eine Frohnatur. Sehr ausgeglichene Menschen treffe ich hier. Ich liebe und bewundere das sehr.
Auch die Bauarbeiten am Mush-Room, dem Pilzhaus sind in vollem Gange. Es wird das Fundament gelegt. Harte Arbeit kann ich euch sagen, wenn jedes bisschen Zement von Hand im Schubkarren angemischt wird.

Auch der Donnerstag war unglaublich schön, denn nach der frostigen Arbeit am Laptop haben Nadine, Corinna und ich einen Spaziergang zum Rhodes Memorial am Fusse des Devil's Peak gemacht. Wir haben beschlossen, dass es eine kleine Wanderung war, weil es ja immerhin bergauf ging. Vorbei an der holländischen Windmühle, über den Highway, vorbei am wunderschönen UCT Campus und durch die wunderbar duftenden Pinienwälder. Alien hin oder her, wir sind uns einig, dass Pinien einfach wunderbar duften.
Vom Rhodes Memorial hat man einen wunderbaren Blick: Meer zu beiden Seiten, im Norden die Table Bay und im Süden die False Bay, vor uns die gigantischen Bergketten, deren Spitzen gerade teilweise mit Schnee bedeckt sind und zwischen all dem das wuselige Treiben der Menschen. Autos überall... und ohne den Wind, den Cape Doctor, kann man jetzt leider auch den Smog ganz deutlich sehen. Irgendwie müssen wir uns da noch was einfallen lassen. Kann doch nicht gesund sein, wenn man die Luft sieht.
Noch einen gemütlichen Kaffee und einen Scone im Rhodes Restaurant genossen und wieder runterspaziert im sanften Licht des winterlichen Kapstadt. And don't get me wrong, Sonne im Winter bedeutet hier, dass man schon wieder in T-Shirt und kurzer Hose rumrennen kann.

Nadine und Corinna auf dem Rhodes Memorial
 
Und weils so schön war sind wir drei Mädels zusammen mit einer Besucherin aus Deutschland am Freitag gleich nochmal losgezogen. Diesmal nach Muizenberg um Carolin aus Deutschland gleich einen schönen Start in ihren Urlaub zu geben. Wir sind am Küstenweg nach Kalk Bay gelaufen. Einfach wunderschön, wenn man beim spazieren gehen die ganze Zeit aufs Meer sehen und das rauschen des Ozeans genießen kann. Wale haben wir noch keine gesehen, aber ich bin hoffnungsvoll, dass sich das bald ändert.
Kalk Bay kristallisiert sich für mich immer mehr als kleine Perle an der False Bay heraus. Der Strand ist zwar nicht so schön wie der in Fish Hoek um die Ecke aber dafür sind die Läden und das Flair das dieses kleine Nest versprüht unglaublich angenehm. Die netten Läden an der Main Road laden trotz Autolärms zum Stöbern und kaufen ein. Da ist selbst für den kleinen Geldbeutel was tolles zu haben. Und natürlich hat Kalk Bay Olympia, die Bäckerei mit dem ganz besonderen Charme. Von Außen mag es wie eine Spielunke anmuten aber die Gebäckteilchen und das Brot sind einfach der Wahnsinn. Leider sind wir ein bisschen spät bei Olympia angekommen, sodass ich nur noch ein paar Brownies vorfand. Aber was heißt hier „nur“! Dieser Brownie war sowas von lecker... Süßes, das können die einfach die Südafrikaner!


Da es eh schon spät war haben wir eben gleich zu Abend gegessen am Hafen. Fish & Chips und Calamari. Auch sowas von lecker mit Essig und salz, mehr braucht man nicht. Ich weiß, labbrige Pommes mit Essig und Salz klingt nicht so lecker für die meisten Deutschen, aber ich habe hier richtig gefallen an den fetttriefenden Pommes gefunden. Gut, man bekommt aus jeder Pommes einen Teelöffel Öl rausgepresst, aber dafür werden die hier frisch geschnitten... anyway, mir schmeckts.

Und das Ende der Woche hats eh in sich: Am Sonntag landet mein geliebter Christoph wieder am Kap um mit mir die Wintersonne zu genießen. Das ist dann die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.