Sunday, 17 October 2010

Mein Tag

15. Oktober

Heute gibt’s mal einen ganz anderen Eintrag in meinem Blog. Ich dachte es ist mal an der Zeit einen Tag zu beschreiben, der so ziemlich alles hatte, Alltag, Kurioses und viel viel Schönes.
Mein Tag beginnt wie der vieler Menschen: Keine Lust aufzustehen. Es ist unglaublich! Da  schlaf ich um 22:00 ein und bin um 6:30 immer noch nicht ausgeschlafen. Ich entwickle mich hier zur regelrechten Schlafmütze. Duschen sollt ich auch noch, ach ne, lieber noch 5 Minuten dösen. Als ich dann doch aufgestanden bin war klar, dass ich wenigstens die Haar waschen sollte, deren Ansatz schon ein wenig fettig war. Also hab ich versucht nur den Kopf in die Dusche zu halten, aber denkste. Unmöglich sich nur den Kopf zu waschen, ohne das halbe Bad zu überschwemmen, also husch husch richtig duschen. Warum hab ich das nicht gleich gemacht? Ach ja, der innere Schweinehund hat viele Gestalten.

Nach einem knappen Frühstück bestehend aus Schwarztee, Toast mit Erdnussbutter und Erdbeermarmelade und einem Stück Papaja sind Nadine und ich los zu unserem Treffpunkt an dem uns Bood mit seinem neuen Auto abholt. Er hat sich einen weißen Second hand Polo gekauft, ja, genau das Modell das auch in Wörth oder Landshut in rot steht. Da konnte ich ihm ein paar kleine Features zeigen, was ihm sehr gefallen hat. Er liebt das Auto jetzt schon. Ja, Polos haben diese Fähigkeit. Als guter „Copilot“ kümmere ich mich natürlich um die Musik, Temperatur und drücke auf den „Keine-Luft-von-außen-Knopf“, wenn wir bei der Kläranlage vorbeikommen, die wirklich erbärmlich stinkt. Die armen Leute die keine 100 Meter weiter wohnen.


Kleiner Eindruck vom township Guguletu
In der Arbeit wird dann als erstes, ganz wichtig, e-mails gecheckt. Auch ganz wichtig, Kaffee machen, denn wie will man sonst richtig arbeiten? Zumindest ist es so die letzten Morgende abgelaufen. Heute hatten wir alle noch so einiges vor, obwohl Freitag, also eigentlich Office Day war. Nadine und Bood haben eine Volunteer, Mira, aus Muizenberg abgeholt und Yoli und ich wollten auch noch mal los mit dem Buggy, unserem Pick-up-ähnlichen Allroundgefährt. Aber wir mussten warten bis Mzu mit dem Auto zurückkam. Er holte Kartoffelschalen für die Wurmfarm. Bis dahin haben wir Volunteers ein Schild für den bevorstehenden Markt gemalert. „For Sale: Compost & Seedlings“.
Kaum war der Buggy wieder da, sind Nadine, Yoli und ich los um „Horse Poh“, also Pferdemist zu holen, denn ein Stall in Phillipi quasi kostenlos abzugeben hat. Auf dem Hof haben wir dann erstmal Bekanntschaft mit Nixon dem „Stallburschen“ und ein paar Pferden gemacht. Dann haben wir den halben Buggy mit dampfendem Pferdemist vollgeladen und sind wieder los zum nächsten Schnäppchen: Kostenloses Holz.
Naja, kostenlos... Es waren die Reste eines Sägewerks, ein Haufen Holzstücke, meist Bretter mit Rinde an einer Seite. Leider verbrennt das Sägewerk manche von diesen Haufen, aber es ist noch genug Holz übrig um Menschen anzulocken die sich dann den Rest den man irgendwie brauchen könnte holen.
Auf dem Weg zur Arbeit kommen wir immer an einer Art Stand vorbei an dem Hundehütten gebaut und verkauft werden. Recht schöne und große Hundehütten. Jetzt ist auch das Geheimnis gelöst, wo diese Menschen das Holz dafür her haben. Der Abfallberg des Sägewerks liegt nur auf der anderen Straßenseite. Man darf eben nicht dumm sein.
Eine Schule auf meinem Weg zur Arbeit
Also haben wir mit ein paar anderen Menschen den Haufen nach brettähnlichen Holzstücken durchwühlt. Ein paar Meter weiter lädt eine Gruppe von Männern einen Buggy mit undefinierbarem braunem Zeug voll von Plastiktüten und Glasscherben auf. Ist angeblich Kompost, aber woraus er in dieser Dünenlandschaft entstanden sein soll bleibt mir ein Rätsel. Die Männer scheinen schon zu wissen, was sie damit anfangen können. Irgendeine Business-Idee bestimmt. Wie die mit den Hundehütten.
Yoli ist happy, weil wir zu all dem 1-A-Pferdemist und dem kostenlosen Holz auch noch ein paar Meter Schnur finden. Sowas kann man ja immer brauchen.

Vollbeladen fahren wir zur Sea View Primary School in Mitchell's Plain. Yoli organisiert als erstes mal ein paar Kinder um den Buggy abzuladen. Gar nicht dumm die ohnehin total aufgedrehten Kids das schwere Zeug abladen zu lassen. In der Zwischenzeit fangen wir einen Plausch mit einer Lehrerin an, die Yoli und mir immer Mittagessen besorgt, wenn wir an der Schule sind. Nach diesem kleinen Intermezzo fangen Nadine und ich an aus dem Holz Einfassungen für die Beete zu bauen. Natürlich müssen/dürfen die Kids mithelfen. Wir bauen zwei, den Rest sollen sie im laufe der Woche selbst zusammenbauen. Kein Problem für diese Kids. Es braucht irgendwie nur jemanden, der ihr Temperament manchmal in Zaum hält.

Dieses kommt auch heute wieder ganz herbe bei uns Volunteers an. Die Jungs müssen wieder austesten wie weit sie gehen können. Sie probieren Schimpfwörter in Afrikaans an uns aus und lachen sich krumm, weil wir es nicht verstehen. Die Erfahrung habe ich diese Woche auch schon gemacht. Sie sind respektlos uns gegenüber, aber heute wussten sie immerhin schon mal meinen Namen. Und sie haben ihr „Ich-beschimpf-dich-in-Afrikaans-Spiel“ heute hauptsächlich an Nadine ausprobiert. Interessanterweise war sofort Ruhe als Nadine und ich uns auf Deutsch unterhalten haben. Das scheint sie irgendwie eingeschüchtert zu haben, dass es auch eine Sprache gibt, die SIE nicht verstehen. Fühlt sich wohl nicht mehr so gut an, wenn man auf der anderen Seite steht. Mal sehen, wie sie sich bei meinem nächsten Besuch benehmen. Immerhin haben sie mir heute gezeigt, wie man sich als Moslem in Mitchell's Plain korrekt begrüßt. Die Schwarzen machen ihr shake-hands ein wenig anders, aber sehr ähnlich. Es sind halt doch nur die Detail, die uns voneinander unterscheiden. 

Auf dem Heimweg wollten wir Fish & Chips kaufen, aber der Laden hatte um 12:20 leider geschlossen, vielleicht wegen Mittagsgebet gen Mekka. Öffnet wieder um 14:00. Man hat uns zum Fischladen im Einkaufszentrum geschickt, aber der Fisch war dort mindestens doppelt so teuer wie im anderen Laden, also sind wir wieder abgezogen. Im Einkaufszentrum zog ein Mann mit einem großen Maschinengewehr seine Runden. Er begleitete einen Geldtransport. So ein großes MG sieht man nicht alle Tage.

Zurück im Office gibt’s dann erst mal nen Tee, Werkzeuge werden aufgeräumt, Kapstachelbeeren genascht und natürlich soziale Kontakte pflegen. Ich hab noch eine Tintenpatrone ausgewechselt und wollte in der Nursery helfen, aber da waren schon zwei Volunteers. Wird ganz schön eng, wenn so viele Volunteers da sind und nächste Woche sollen nochmal so um die vier dazukommen. Hei das kann ja was werden.

Ich weiß, der Tag klingt nicht besonders vollgestopft mit Arbeit, nach deutschem Maßstab wird hier auch ganz schön viel gebummelt, aber dies ist nicht Deutschland. Es ist Afrika und das gehört irgendwie dazu. Erstaunlicherweise kann ich mich in diese Einstellung zur Arbeit gerade auch total reinfallen lassen. Ich lass mich einfach im Rhythmus der anderen treiben. Nach dem ganzen Stress vor der Abreise tut es mir wahrscheinlich einfach ganz gut, mal alles langsam und relaxed angehen zu lassen. Mal sehen, ob ich das nach Deutschland mit rübernehmen kann. 

Um 14:00 sind wir dann nochmal zum Fischladen getuckert um Snoek und Hake mit Chips, also Pommes zu kaufen. Den haben wir dann mit den anderen SEED-Mitarbeitern genüsslich vertilgt. Alles ziemlich fettig, aber unglaublich lecker, bzw. lekka. Yoli hat Nadine und mir dann gleich den Auftrag gegeben, dass wir Rezepte raussuchen sollen, was wir mit den Kindern beim Abschlussessen kochen können. Das Schuljahr (und das richtige Jahr) neigt sich dem Ende zu und nach dem ersten Jahr im SEED-Programm werden die Kinder und Lehrer mit einer Art Abschlussessen aus den Sachen die im Garten geerntet werden, belohnt. Wir müssen etwa 50 Leute verköstigen und die geernteten Sachen sollen natürlich verwertet werden.
Aber zurück zum Arbeitstag.
Wir konnten endlich auch die Fahrtkostenfrage klären und Bood ist zum Glück sehr zufrieden mit dem Angebot das wir ihm gemacht haben. Alle sind glücklich. Win-Win-Situation. So muss es sein.

Zuhause dann haben wir uns wie meistens in unseren Hinterhof mit einer Tasse Tee gesetzt um erst mal anzukommen. Da spazierten zwei Männer in unser Haus (das passiert irgendwie öfter sagen die anderen) ein Dünner und ein Dickerer der nach etwas nachfragen erklärt, dass er vom Ministry of Health und wegen der Kakerlaken hier sei. Wir hatten nämlich bei unserem Landlord (Vermieter) angegeben, dass wir einige Kakerlaken im Bad und Wohnzimmer hätten. Wen wunderts bei all den Ritzen und Löchern im Haus. Da würd ich mich als Kakerlake wohl auch einnisten. Na jedenfalls, wie das halt so ist, der Dünne hat gesprüht und der Dicke hat schnaufend Anweisungen gegeben, wo er überall hinsprühen soll. Das angeblich geruchlose Zeug müffelte dann eine Weile vor sich hin und wenige Minuten später sind die ersten Kakerlaken aus den Ritzen, dem Abfluss usw gefallen, noch zappelnd. Also zu den Abflüssen muss man vielleicht noch sagen, dass das hier „offene“ Systeme sind, d.h. Abwasser aus Bad und Küche fließen durch ein Rohr nach draußen, sagen nochmal „Hallo“ zu den Leuten im Hinterhof und fließen dann direkt in eine Art Gulli. Und wer hätts für möglich gehalten, die Kakerlaken sind aus den Abflussrohren gefallen. Und über diese nach Ansicht des „Gesundheitsministers“ wahrscheinlich auch ins Haus gekommen. Hochstwahrscheinlich sind über diese Weg die blinden Kakerlaken ins Haus gekommen, die den 2cm hohen Spalt unter der Tür übersehen haben. Durch den könnte man ohne Probleme eine Süddeutsche schieben. Also mal ehrlich: Ein solcher Spalt an der einen Seite des Hauses und ein nicht minder dramatischer an der anderen Seite des Hauses plus dem permanenten Kapwind ergibt super Durchzug. Es ist echt frisch am Abend und jetzt haben wir Frühling. Das kann ja heiter werden im Winter. Ich merk mir mal die Idee mit der Süddeutschen.

Abends hat Jana gekocht. Lecker Champignonsauce mit Nudeln. Ja, ich weiß, ich hatte erst wenige Stunden vorher den fettigen Fisch gegessen, aber neben dem mehr an Schlaf scheine ich auch mehr Kalorien hier zu benötigen. Zumindest habe ich oft Hunger und wen wunderts, dass ich mein gesamtes Taschengeld das ich von SAGE Net bekomme für Essen ausgebe.
Vor dem Essen war ich noch ne Runde im Internetcafe, am „gefährlichen“ Geldautomaten (Keine Sorge, wir gehen da nicht alleine hin. Nadine war Schmiere stehen) und im Spar wo ich mir eine Packung Oreos und eine Spar-Nachgemachte-Oreos gekauft habe. Der Preisunterschied ist nur 2 Rand aber der Geschmacksunterschied mindestens 5 Rand. Nichts geht über das Original. Vor allem bei Oreos.

Das war mein Tag. Zugegeben, ein Freitag ist nicht sehr repräsentativ für den Rest der Woche, aber irgendwo muss man ja mal anfangen, nicht?
Also man sieht sich.   

Friday, 15 October 2010

SEED Teil 1

14. Oktober

Heute erzähle ich mal etwas über mein Projekt. Es ist wirklich ein Projekt zum verlieben. Natur, Kinder, Kreativität, Essen.... es enthält all das und mehr. Aber bevor ich ins Schwärmen gerate erzähle ich mal alles schön der Reihe nach.

SEED steht für Schools Environmental Education and Development und funktioniert so: Schulen bewerben sich bei SEED und wenn sie genommen werden, werden sie drei Jahre lang von SEED begleitet. Soweit ich es verstanden habe stellt SEED den Schulen auch Werkzeug, Pflanzen sowie den Outdoor Classroom, ein überdachtes Fleckchen im Garten mit Sitzbänken für den theoretischen Unterricht zur Verfügung. Im ersten Jahr kommt einmal die Woche jemand von SEED an die Schule, hält dort theoretischen Unterricht und gibt Anleitungen bei der Gartenarbeit. Voraussetzung für die weitere Betreuung ist, dass die Schulen selbst die Initiative ergreifen und im und am Garten arbeiten. Die Kinder dürfen nicht alleine in den Garten, weshalb es letztlich an den Lehrern hängt, ob SEED auch in den kommenden Jahren die Schule unterstützt. Kümmern sich die Schulen nämlich nicht um den Garten, dann kündigt SEED die Zusammenarbeit. Ohne Kooperation geht hier gar nichts.


Der Garten in Rocklands Primary School
...und nochmal von der anderen Richtung aus

Ich bin derzeit mit Yoli unterwegs, die die Schulen im ersten Jahr betreut. „Unsere“ Gärten sind daher meist noch in der ersten Phase, d.h. es werden Beete angelegt, Windschutzhecken gepflanzt, Wurmfarmen errichtet, Kompostplätze gegründet und die Bewässerung installiert.
Wie die Betreuung im zweiten und dritten Jahr dann aussieht weiß ich noch gar nicht, weil ich erst in den kommenden Wochen mit Bood und Theo, die diese Schulen betreuen unterwegs sein werde. Eines weiß ich allerdings schon: Die Faciliator von SEED kommen nach dem ersten Jahr nur noch alle paar Wochen statt jede Woche. 

Mzu mit dem Buggy
Nadine und Bood. Die zwei sind genauso nett, wie sie auf dem Foto aussehen :)
 Sehr schön finde ich auch, dass in einigen Gärten selbst gebaute Windräder aus alten Tonnen stehen. Die sind wohl von ein paar deutschen Ingenieuren entworfen und aufgestellt worden. Ingenieure ohne Grenzen oder so, aber genau weiß ich es auch nicht. Sprache ist hier oftmals ein Abenteuer. Man hangelt sich zwar meist mit Englisch durchs Leben, aber das ganze ist bei SEED stark gewürzt mit Xhosa und an den Schulen auch schon mal Afrikaans. Aber irgendwie geht’s. Ich bekomme nur denke ich manchmal so manches Detail nicht ganz auf die Reihe. So wie eben wer genau die Windräder gebaut hat. Na jedenfalls wird der Strom zu ein paar Autobatterien geleitet, die aufgeladen werden und ihrerseits das Licht in der Schule betreiben. Eine sinnvolle Sache, da hier der Wind eh die ganze Zeit bläst. Ich frag mich nur wo die Windparks sind. Würde sich hier echt lohnen. ;)

Windturbine im foodforest
 SEED selbst hat sein Hauptquartier in der Rocklands Primary School in Mitchell's Plain. Dort steht auch ein Schulgarten, der sozusagen als Vorzeigegarten dient mit einem richtig großen Foodforest, Gemüsebeeten, Outdoor Classroom, Nursery, Worm Farm, Chicken Traktor usw. All die netten kleinen und großen Dinge einer Permakultur. Die Fotos geben glaube ich einen ganz netten ersten Eindruck vom Garten im Frühjahr. 

Gemuese vor Windschutz

Sunday, 10 October 2010

Wandern in Silvermine

10. Oktober

Am Donnerstag waren wir Wandern. Mit Seed. Ganz offiziell. Wandern in der Arbeitszeit! Was kanns schöneres geben. :)
Neben Yoli wanderten Nadine meine Projektpartnerin von weltwärts, Steffi eine Volunteer aus USA und ein ganzer Bus voller Kinder aus einer Schule aus Guguletu mit mir durch Silvermine im Table Mountain Nationalpark. Es war recht windig und auch etwas kühl, aber unsereiner ist ja ausgerüstet. Ganz anders die Kids, die in Schuluniform aufbrachen. Zugegeben, es ähnelte eher einem Spaziergang als einer Wanderung, aber da die Kids ohnehin nicht viel durch die Gegend laufen, war es anstrengend genug für sie. Ein paar der Kinder waren richtig aufgeschlossen uns „Weißen“ gegenüber und wichen nicht von unserer Seite um uns mit Fragen zu löchern. 

walking on white sand

Auf der Tour habe ich drei für mich wichtige Sachen gelernt:
1.Die Südafrikanische Natur ist absolut bezaubernd, egal wie ungemütlich das Wetter ist. Blüten wie man sie bei uns nur vom Floristen kennt blühen hier um die Wette. Besonders Protea hat wunderschöne Blüten, bis zu 30cm im Durchmesser. Ich kannte sie vor allem getrocknet in Allerheiligengestecken, aber in natura sehen sie natürlich tausendmal besser aus.
2.In Afrika wird ganz selbstverständlich alles geteilt. Sobald du deine Wasserflasche herausholst stehen 10 Kinder neben dir und wollen auch einen Schluck. Es sind nur noch 5, wenn man ein paar Scheiben Ingwer sichtbar in der Flasche hat. Das ist manchen dann doch zu exotisch.
3.Die Schulklasse mit der wir dieses Mal unterwegs waren hatte ganz wunderbare Kinder, die aber allesamt ihre Umwelt nicht kennen. In der 9. Klasse. Und das meine ich wirklich so. Kinder die nicht wissen, dass aus Raupen (die gibt es hier wirklich oft und fast alle so dick und lang wie mein Zeigefinger) Schmetterlinge werden oder die mich fragen ob die Blumen sterben, wenn eine Biene bei ihnen war. Kinder die panische Angst vor Tieren, vor allem Schlangen haben, wenn wir durch ein kleines Waldstück laufen.
Was ne Aussicht!
Verdiente Staerkung: Kaesesandwich mit einer Art "Mr. Tom", Madarinen und Saftgetraenk

Ich glaube, dass die Kinder deswegen so Angst vor der Natur haben, weil sie nichts über sie wissen. Nicht mal die einfachsten Dinge können sie einem sagen. Sie waren echt erstaunt als ich ihnen erzählt habe, wie das mit den Bienen und Blumen funktioniert.
Das macht mich einerseits traurig, andererseits bestärkt es mich in meinem Gefühl, dass ich gerade genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit bin.
Die Kinder sind interessiert, wenn man ihnen etwas über die Natur erzählt, keine Frage. Es ist aber auch so, dass sie nur eine sehr geringe Aufmerksamkeitsspanne haben. Alles was nicht in 10 Sekunden erklärt wird haben sie wieder vergessen, bzw. dann widmen sie sich schon wieder etwas anderem. Celine Dion Lieder singen zB. Mal sehen ob mir da noch Sachen einfallen, wie ich sie länger interessiert halten kann.     

v.l.: Tabou, Trandile und ich

Entscheidungsfindung

9. Oktober

Hallo ihr Lieben, da bin ich wieder. Die erste Woche ist wie im Flug vergangen. Und soviel ist passiert! Ich hatte meinen ersten praktischen Garteneinsatz und eine Wanderung mit den Kindern... aber alles der Reihe nach.

Am Mittwoch waren wir in der Sea View Primary School, einer sehr netten Schule, deren Garten gerade im ersten Jahr ist. Yoli, die Faciliator-in, die ich gerade begleite hat lauter Schulen im ersten Jahr, ein anderer Faciliator hat wohl alle Gärten im zweiten und wieder ein anderer die im dritten Jahr. Seed begleitet die Schulen drei Jahre lang, hält Unterricht für die Kids und hilft bei den praktischen Arbeiten im Garten durch Anleitung. Im Vorfeld werden die Pläne für das Design der Gärten erstellt und ich glaube auch, dass das Anlegen der groben Strukturen wie Beete und das Überdachten „Grüne Klassenzimmer“ von Seed durchgeführt wird. Wie das im Detail funktioniert weiß ich noch nicht so genau, aber falls es jemanden interessiert könnt ihr mich ja nochmal fragen.

Zurück zur Sea View Primary:
Ich habe dort eine Unterrichtsstunde erlebt, die mich erstaunt hat. Die Klasse, ich glaube eine 8te Klasse hatte in der Vorwoche die Aufgabe bekommen Schilder zu machen  auf denen stand „Don't step on the plants“ weil die Kinder die jungen Pflänzchen im Garten gerne mal übersehen, wie mir Yoli erzählt hat.
Der Unterricht begann damit, dass die Schilder von den Kindern vorgestellt wurden und in der Gruppe diskutiert wurde ob sie gut waren und ausreichend Information enthielten, die auch die kleineren Kinder, die noch nicht lesen können, verstehen können. Es ging weiter mit einer Gruppendiskussion über die Frage wo die Schilder hängen sollten, in welche Richtung sie zeigen sollten, wie sie befestigt werden sollten und wie lange man wohl damit rechnen konnte, dass die Schilder intakt bleiben. Es kam wirklich jedes Detail zur Sprache. Es wurde in der Gruppe sogar diskutiert welche Nägel verwendet werden sollten. (Die langen oder die kurzen? Die rostenden oder die nicht rostenden?...) Zuletzt sollten sogar die Schüler die letztlich die Arbeit dann ausführen wollten vor der Gruppe Argumente vorbringen, warum SIE am besten geeignet waren. Nach der Diskussion wurde abgestimmt. Die Mehrheit gewinnt.
Es ist nicht so, dass die Schüler dort alle begeistert an der Diskussion teilgenommen hätten. Da unterscheiden sich Kinder in dem Alter wohl kaum, egal woher sie kommen. Vielmehr regten die Lehrer diese Art der gemeinsamen Entscheidungsfindung an. Es ist auch nicht so, dass all das schnell über die Bühne ging. Es war eine sehr langwierige Sache und dauerte über eine Stunde.

Diese Art der Kommunikation hat mich überrascht, denn ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so lange über eine Sache mit einer Gruppe diskutiert hätte. So als wären wir zu ungeduldig für solch ausführlichen Diskussionen. Ich war tatsächlich auch ungeduldig bei dieser Unterrichtsstunde weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass DAS der Unterricht war. Ich dachte, dass es doch sehr ineffizient ist, so zu einer Entscheidung zu kommen. Jaja, ich bin halt (noch) ganz die Deutsche.
Aber heute ein paar Tage später kann ich euch verkünden, dass mir jemand erklären konnte warum das an der Schule so gemacht wurde. Erklärt hat es mir kein geringerer als Mr. Nelson Mandela selbst, dessen Autobiografie ich gerade lese. Es ist wohl ein Prinzip der Afrikaner, vielleicht auch speziell der Xhosa.
Er schreibt:

„Die Zusammenkünfte dauerten so lange, bis irgendeine Art von Konsens erreicht war. Ein Treffen konnte nur in Einstimmigkeit enden oder überhaupt nicht. Einstimmigkeit konnte allerdings auch darin bestehen, dass man darin übereinstimmte, nicht übereinzustimmen, und zu warten, bis die Zeit günstiger war, um eine Lösung vorzuschlagen.“

Für mich erklärt das einiges. Es ist geradeso als ob hier der Mensch und nicht die Sache im Mittelpunkt steht. Wir sind es gewohnt, dass es bei solchen Meetings um die Sache geht, um eine effiziente Lösung des Problems und wenn das bedeutet, dass vielleicht derjenige mit der meisten Kompetenz die Führung übernimmt wird das in Kauf genommen. Solange es der Sache dient. Hier (in Afrika) scheint man dagegen eher besorgt dass man jemanden vor den Kopf stoßen könnte, wenn man sein Anliegen nicht ernst nimmt. Daher darf jeder erst mal seinen Senf dazugeben und dann versucht man zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Das braucht seine Zeit, aber ehrlichgesagt kann ich dem gerade auch gute Seiten abgewinnen. Immerhin ist es eine Lösung die alle „erschaffen“ haben und vielleicht fühlt es sich dann besser an, fühlt es sich wie „sein eigenes Baby“ an.
Ich habe in Deutschland ja einige Male mitbekommen wie unzufrieden die Mitglieder einer Gruppe werden können, wenn Entscheidungen getroffen werden, bei denen sie nicht miteinbezogen wurden. Selbst wenn es die beste Lösung ist sind die Teammitglieder unzufrieden. So gesehen kann man die „Sache“ wohl doch nicht als das wichtigste ansehen. Der Mensch darf nicht vergessen werden.
Vielleicht gewöhne ich mich noch an diese Art von Entscheidungsfindung und entdecke noch mehr darin.

Wednesday, 6 October 2010

Erste Tage

5. Oktober

Die ersten Tage bei SEED sind wie im Flug vergangen und was kann ich über das Projekt bisher sagen? Ich finds toll!
Sicher, es ist viel zu tun und meine deutsche Gründlichkeit setzt sofort ein, wenn ich das Chaos in der Nursery sehe, aber ich lasse es langsam angehen. Afrikanisch eben. Ich denke, dass ich nicht das Recht habe hier anzukommen und erst mal alles zu kritisieren und an allem rumzunörgeln. Das kann man sich hier echt abgewöhnen. Alles ist viel gemütlicher und man regt sich kaum auf. Yoli, mit der ich derzeit auf Tour bin wurde heute zB eingeparkt, aber anstatt groß Aufstand zu machen wurde sie auf abenteuerliche Weise rausgelotst. Seitenspiegel einklappen und los geht’s. Wie sie aus der Lücke rausgekommen ist, ist mir ein Rätsel denn unser Pickup war keinen Fingerbreit von den anderen Autos weg. Hier wird wohl gerne mal improvosiert und kleine Wunder vollbracht.

Heute habe ich auch zum ersten Mal südafrikanisches Schulessen gegessen: Eine Art frittiertes Brot mit einer Fischfrikadelle. Die Hähnchenleber in Soße hat mir nicht so zugesagt und die Hühnerfüße wollte mir Yoli nicht gleich am ersten Tag zumuten. Und um es auf den Punkt zu bringen: Das Essen war lecker, fettig und macht ziemlich satt für die kleine Größe.

Yoli hat heute Unterricht an einer Highschool gehalten. Das war sehr interessant für mich zu sehen, wie Unterricht in Afrika so abläuft. Es wird eine Mischung aus Englisch und Xhosa gesprochen, was mich zu der Überzeugung bringt, dass ich doch noch das eine oder andere Wort Xhosa lernen sollte. Eines kann ich schon. Es stand auf einer laminierten Karte für den Unterricht drauf: umsundululu (Regenwurm) Zufall? Ach, sowas gibt’s doch gar nicht. :)
Ich durfte heute sogar schon ein wenig Unterricht halten. Ich hab den Kids ein paar  wenige Heilpflanzen und ihre Verwendung vorgestellt. Aber die Kinder bekommen lange nicht so detaillierte und strukturierte Informationen wie ich das aus Deutschland gewohnt bin. Vielleicht kann man an der Unterrichtsstruktur noch ein bisschen mehr Ordnung reinbringen, so wie in die Nursery.
Ich hab schon einige Ideen, was man alles machen kann, aber ich wollt es ja wie gesagt erst mal langsam angehen.

Sehr fasziniert hat mich heute die Erkenntnis, dass hier scheinbar das ganze Jahr angebaut und geerntet werden kann. Jetzt im Frühling sind zB Kapstachelbeeren, Erdbeeren, Mangold, Brokkoli und alle möglichen Gewürzpflanzen von Petersilie bis Kapuzinerkresse erntereif. Holunder blüht und ich musste Yoli schon versprechen, dass ich Hollersaft aus den Beeren für die ganze Crew mache. Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, will ich auch noch einen Rhabarber anpflanzen, aber erstmal langsam und so, ne? Kristin hat heute die neue „Ökokiste“ oder besser „Ökotüte“ von ihrem Projekt Abalimi mitgebracht. Darin waren Staudensellerie, Salat, Mangold, Babylauch, Sprossen, Kartoffeln, Bohnen, Erbsen und so einiges mehr drin. Die Vielfalt ist gigantisch und wir reden hier wirklich von Frühling.
Ich hab mir schon einen Thymian auf dem Markt gekauft und dank der afrikanischen Sonne kann man ihm regelrecht beim Wachsen zusehen.

Leider hab ich heute keine Fotos für euch, was daran liegt, dass ich mich ehrlichgesagt noch nicht so recht trau eine Kamera in die townships mitzunehmen. Ich werde das mal noch klären, ob, wann und wie ich Fotos in den townships schießen kann.
Ich weiß, ich erzähle euch sehr viel, wie schön hier alles ist für mich, aber wenn ich ehrlich bin möchte ich euch auch so gerne zeigen in welchem Elend diese Leute hier leben. Die townships in denen wir arbeiten sind der Hammer. Heute waren wir in Guguletu das gleich neben dem Flughafen liegt. Viele Straßenhunde streunern durch die Gegend, viele Betrunkene oder Bekiffte, Autos mit lauter Rapmusik, Autos mit zerbrochenen und notdürftig verklebten Windschutzscheiben, ein Stromableser, der von einem Securitydienst begleitet wird, Hühner die auf der Straße verkauft und geschlachtet werden, Schafsköpfe auf der Straße... Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen und ich kann es euch auch gar nicht schildern, sodass ihr es euch vorstellen könnt. Ich kann nur sagen, ich möcht es euch zeigen. Vielleicht bekomme ich das mit den Fotos noch hin. Ich hoffe es.
Dennoch fühle ich mich nicht unwohl als einzige Weiße in den townships. Ich fühle mich als Mensch, nicht als Weiße.

Und noch ein Satz den Yoli heute zu mir gesagt hat: „Diese Kids wissen so wenig, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Alles was wir tun und hoffen können ist sie zu Menschen zu erziehen.“

In diesem Sinne grüße ich euch ganz herzlich und umarme euch, wie dieses Land mich. 

Tuesday, 5 October 2010

Endlich angekommen

3.Oktober

Endlich in Südafrika.
Nach einem aufregenden Flug (zwei Sitze neben mir brauchte ein älterer Mann Nachts um 2:00 dringend medizinische Hilfe) kam ich dann doch endlich in Südafrika an. Birgit eine unserer Metoren hier holte mich ab und fuhr mich direkt zu unserem Haus, meinem neuen Heim. Der Empfang von den anderen war sehr herzlich und es war sofort klar, dass sie alle schwer begeistert waren von Südafrika. Ich dagegen war ziemlich erschöpft von der Reise, hab den Tag aber irgendwie rumgebracht. Das Haus ist älter als die Fotos vermuten lassen. Es ist eben spartanisch. Von den 4 Herdplatten funktionieren nur zwei und der Ofen hat sich wohl auch verabschiedet. Die Waschmaschine ist kurz vor meiner Ankunft über den Jordan gegangen, aber die anderen sagen, dass sie ohnehin nie wirklich sauber gewaschen, sondern eher den Dreck gleichmäßig verteilt hat. Waschen wir halt mit der Hand.
Das Wetter ist schön und mit Sonne wird es auch gleich richtig warm, aber in der Regel weht hier immer Wind. Ist halt doch am Meer. Und Abends, wenn die Sonne weg ist, ist es auch eigentlich gleich richtig kalt. Wie gut, dass ich noch meine warme Vliesjacke mitgenommen hab. Die wird mir hier noch gute Dienste leisten. 

Wolken schwappen ueber den Tafelberg

Heute an meinem ersten ganzen Tag und nach einer sehr erholsamen Nacht, sah die ganze Gegend schon viel einladender aus. Wir sind zu einem kleinen Markt gegangen auf dem Hauptsächlich Kleidung und Schmuck verkauft wurde. Und natürlich Essen: Pfannkuchen, Currys, Kuchen, Dumplings und ganz wichtig: Samosas! Sie schmecken noch genauso himmlisch, wie ich sie in Erinnerung hab.

Nachmittags sind wir dann mit dem Minibus in die Innenstadt und zur Waterfront gefahren. Minibus fahren ist aufregend. Sie flitzen hupend über die Hauptstraßen und rufen ihre Fahrziele aus. Sobald sie stehenbleiben fragen sie jeden Passanten, ob er mitfahren will. Will man mitfahren wird man in den Bus gestopft. Egal wie voll er ist, jeder darf mit und wenn er nur auf einem umgedrehten Getränkekasten sitzt. Ganz wichtig beim Minibustaxi: Den Fahrpreis von 5 Rand (ca. 50 cent) passend haben, denn es wird nicht rausgegeben und im Zweifel geht zuviel Geld immer an den Fahrer. Meist läuft fetzige Mucke und das so ohrenbetäubend laut, dass der Fahrer eh nie verstehen würde, wenn du aussteigen musst, also musst du an die Fenster klopfen, wenn du raus musst. (es gibt keine offiziellen Haltestellen, außer den Endhaltestellen) Ach ja, und wenn du dann klopfst setzt sofort die Vollbremsung ein, egal auf welcher Spur der Minibus gerade fährt. Mthuzi unser anderer Mentor meinte, dass die sicherste Weise wie man selbst einen Verkehrsunfall baut ist, knapp hinter einem Minibustaxi zu fahren. Irgendwann bremst er immer und dann aber volle Kanne.
Ich weiß, es klingt gefährlich oder zumindest dramtisch, wie das alles funktioniert, aber an sich fand ich es lustig und gar nicht bedrohlich. Wir sind zwar fast immer die einzigen Weißen im Bus, aber was solls. Und für 5 Rand kann man nicht meckern. Die Fahrt kostet übrigens immer 5 Rand, egal wie weit man fährt.

Waterfront hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es sehr touristisch war. Die modernen und schicken Häuser dort stehen im starken Kontrast zu den alten und schäbigen Häusern nur ein paar Blocks weiter. Wir sind ein bisschen herumgelaufen und es ist wirklich unglaublich wie schnell man von den „teuren“ Vierteln in den ärmeren landet. Und ich kann euch sagen, es gibt hier wirklich krasse Ecken. Allein als wir vom Flughafen nach Observatory (kurz: Obz) wo wir wohnen gefahren sind, sieht man Siedlungen aus Wellblechhütten, soweit das Auge reicht. Zur Straße hin sind die Häuser zwar von großen Mauern verdeckt, aber  das Elend in dem sooo viele Menschen hier leben müssen ist einfach nicht zu übersehen. Bettler hier sehen auch um einiges schlimmer aus als alles, was ich in Deutschland je gesehen habe. Morgen werde ich von Mthuzi zu meinem Projekt gebracht und da es in einem township seinen Sitz hat werde ich wohl noch so einiges sehen.
Diese Ambivalenz wird mich noch eine Weile beschäftigen.



Near Waterfront
Eines ist mal klar, Südafrika ist ganz anders als Deutschland. Strom kauft man hier im Supermarkt, Marmelade in der Dose, aber das sind nur ein paar von den hramlosen, den ungefährlichen Kuriositäten. Gewisse Regeln zu kennen und sich an diese zu halten ist hier lebenswichtig. Und das ist nicht nur bloß so dahergesagt. Es ist wirklich ein anderes Gefühl auf die Straße zu gehen. Wir achten alle darauf, dass wir möglichst nichts unnötiges dabei haben, was uns zu interessanten Zielen macht. Große Taschen beispielsweise.
Es gibt hier so unglaublich viele private Sicherheitsdienste, sogar an den Bahnhöfen. Da sitzen sie dann den ganzen Tag in ihren Autos und beobachten den Ausgang und die Unterführungen des Bahnhofs. Und das ist wirklich nur eine kleine Station. Aber dort ist schon so viel passiert, dass Tag und Nacht jemand aufpasst. Man kann sogar einen Sicherheitsdienst anrufen, dass sie einen Nachts nach Hause begleiten. Kostenlos.  
Trotzdem kann man sich hier wohlfühlen und ich bin optimistisch, dass mir das gelingen wird.

Friday, 1 October 2010

Meine Reise beginnt mit dem ersten Abenteuer.
Frage: Was ist spannender als ein Dan-Brown-Roman? Antwort: Umsteigen in London Heathrow in knapp einer Stunde. Und wann wird’s noch spannender? Wenn dein Flieger schon in München 40 Minuten später startet. Meine persönliche Mission Impossible. Ich konnte mit meinem schweren Rucksack zwar nicht so katzenhaft rennen wie Tom Cruise dafür hab ichs aber auch nicht geschafft wie Mr. Cruise sonst immer. Das Leben ist halt kein Film.
Ich hab meine Sitznachbarn mit dem Bordsnack bestochen, dass er mich schnell rauslässt nur um dann festzustellen, dass wohl alle Engländer so höflich sind ihren Vordermann vor sich rauszulassen. (Ich saß sehr weit hinten, also schlechte Karten für mich, wenn vor mir sich erst mal 2/3 der anderen Passagiere aus dem Sitz schälen.)Bin sowas von gerannt aber alles umsonst, das Gate wurde schon geclosed. Naja, halb so schlimm. Ich wurde königlich entschädigt mit einer Übernachtung im Novotel wo die Übernachtung 179 Pfund kostet. Hatte ein 2m-Bett für mich allein, drei Mahlzeiten und kostenlos Internet, was will man mehr als Gestrandete auf den britischen Insel.
Mein bescheidenes Zimmer


Lobby Novotel

Ein weiteres Zuckerl: Ich fliege jetzt direkt nach Kapstadt, ohne den Umweg über Johannesburg und dazu kommt, dass ich ge-upgraded wurde zu World Traveler Plus. Das ist wohl nicht ganz Business Class aber auch nicht mehr Economy. Was sich die Airlines alles einfallen lassen. Da freu ich mich natürlich doppelt und dreifach.  

Mein spätes Abendessen um Mitternacht habe ich mit einer Gruppe Franzosen eingenommen, die gerade aus San Francisco ankamen. Deren Flug kam 7h zu spät an und so haben auch sie ihren Anschlussflug verpasst. Sie konnten wenig Englisch und ich noch weniger Französisch aber irgendwie kommt man schon klar und ich hab es wirklich genossen mit ihnen den Abend bei French Fries und Club Sandwich zu genießen. Ich wusste nicht, dass man in England Pommes scheinbar zu allem serviert bekommt, so als hätten die einen ganz besonderen Nährwert. Ich habe zumindest noch nie Pommes zu Omelett gegessen. Als ich meinen neuen französischen Freunden von meinem Freiwilligendienst erzählt habe, haben sie alle ganz anerkennend genickt und gemeint „Ah, les alleman sont trés ecologic!“ („Oh, die Deutschen sind sehr umweltbewusst“) Ich find es schön, wenn andere Nationen SO über die Deutschen denken. Aber natürlich mussten wir noch das Thema Bier und Oktoberfest streifen.;) 

... nicht nur in Muc ein Thema

Jetzt verbringe ich den restlichen Tag im Hotel und lass es mir gut gehen. Der Nieselregen draußen könnte gar nicht passender sein. Genau so hab ich mir England vorgestellt. ;)
Aber ist das nicht bemerkenswert, dass ich schon … ich glaub 6 mal oder so in Heathrow umgestiegen bin, aber noch kein einziges Mal in England geblieben bin? Ich war noch nie in London, aber ich nähere mich langsam an. Immerhin hab ich schonmal hier übernachtet. ^-^'
Und nach all der Hektik der letzten Tage freue ich mich über ein bisschen Ruhe und Schlaf. 



So, ich war mal draußen und ich kann nur sagen, alles was man so über das englische Wetter hört ist wahr! ;) Naja, ich mit meiner bescheidenen Erfahrung. Es regnet und der Wind peitscht einem das Wasser in alle Ritzen. Dann eben workout im Zimmer um den Kreislauf ein wenig in Schwung zu bringen. Immerhin steht ein 11,5 Stunden-Flug an. Ich freu mich schon, wobei ich jetzt ja auch nichts anderes mache: Essen, ein bisschen rumlaufen, trinken nicht vergessen und mir die Zeit mit Unterhaltungsmedien zu vertreiben. Aber ich bin sehr versöhnt, dass ich Jamie Oliver im TV gesehen hab. Da fühlt man sich gleich noch ein wenig besser.