Friday 3 June 2011

Alltagsherausforderungen

Der Sommer ist nun endgültig vorbei. Der Regen hat eingesetzt und da ergeben sich so einige neue Herausforderungen im Alltag. Da ist zum einen die Kälte die gerade überall ist. In unserem Haus in Obs haben wir keine Heizung, nur einen kleinen Heizlüfter in jedem Zimmer aber bei einer Deckenhöhe von geschätzten 10 Metern und Einfachverglasung reißts der halt auch nimmer raus. Man mag mich für paranoid halten aber genau aus diesem Grund habe ich mittlerweile 3 Decken, 3 Schals und eine Wärmflasche immer in meinem Bett. 
My bed is my castle!
Tatsächlich kann ich gerade meinen Atem sehen wo ich dies in meinem Bett schreibe. Irgendwie gruslig. Ich trau mich auch gar nicht recht ein Thermometer anzuschaffen denn dann hab ichs schwarz auf weiß wie kalt es wirklich ist. Reicht ja schon dass ich die grausame Wahrheit über die Temperatur in unserem office kenne: Wir starten den Tag mit lauschigen 11°C können uns dann über den Tag aber dank Körperwärme und laufenden PCs auf 15°C steigern ... was sich immerhin wärmer anfühlt als die Außentemperatur.


My bed is my castle
Nochmal zum Lynton-Haus: Bei 10 Leuten gibt es auch schon mal die eine oder andere Disharmonie was das Raumklima angeht. Den einen (*Handheb*) wäre es ganz recht wenn es eine gewisse Grundwärme im Haus gäbe dass man sich nach der Arbeit wenigstens mal aufwärmen kann, anderen wiederum ist die Luft im Haus zu stickig und tendieren daher gerne zum exzessivem Lüften. Meine Räucherstäbchen kann ich mir daher gerade abschminken, wenn ich nicht erfrieren will.
Auch Duschen hat gerade eine unbequeme Note an sich: Durch die Kälte ist der Kitt vom Fenster so hart geworden dass die Fensterscheibe ... flupp ... einfach rausgefallen ist. Jetzt können wir uns also guten Tag sagen wenn der eine flucht weil die Wäsche nach 5 Tagen immer noch nicht trocken ist und der andere in der Dusche im Zug steht. 


Der Kälte begegne ich mit verschiedenen Strategien. Da wäre natürlich die Decken-Taktik, aber die funktioniert in der Arbeit nicht so gut. Dann hätten wir die Wärmflaschenidee. Das funktioniert zuhause sehr gut und so eine Wärmflasche kann einem schon mal die Gliedmaßen retten. Schützt leider aber auch nicht davor dass einem die Nase des Nachts beim Schlafen fast abfriert. In der Arbeit kann man eine ähnliche Strategie verfolgen, wie ich von Yoli gelernt habt. Sie heißt im Fachjargon „Kettle-Cuddle“ und wird wie folgt durchgeführt: Man füllt den Wasserkocher mit Wasser, schaltet an und umarmt den Plastikgesellen ganz innig bevor jemand anderes auf die Idee kommt. Hält einen ein bisschen vom Arbeiten ab, aber das Opfer bin ich zwischendurch gern gewillt zu bringen. 


Eine dritte Anti-Kälte-Strategie ist es sich literweise heißen Tee einzuverleiben. Wärmen von innene sozusagen. Leider hat diese Strategie neben dem positiven Effekt dass man viel Flüssigkeit zu sich nimmt (Ja, ich hör die Gesundheitsapostel schon) auch diverse Negativpunkte: Da wäre zum einen dass so ein Tässchen Tee unglaublich schnell kalt wird wenn die Raumtemperatur bei plus minus 10°C liegt. Zum anderen muss man unglaublich oft aufs Klo. Das kann ein bisschen störend sein, vor allem wenn man sich dazu vom Kettle-Cuddling trennen muss oder sich aus seinem Deckenlager schälen muss. Über meine verzerrte Liebe zu Rooibos hab ich ja schon geschrieben, aber ich kann es nur nochmal sagen: Wenn man versucht sich mit Rooibos zu wärmen gehen für zwei Tassen Tee mindestens drei Tassen raus. Das können nicht mal Gesundheitsapostel gut finden. 


Schlaue Menschen sagen jetzt vielleicht: „Mensch dann holt euch doch ne Heizung ins office! Muss doch keiner frieren bei der Arbeit“ Da stoßen wir schon auf die nächste Herausforderung: Wir haben im office ein Energieproblem. An den geschätzten zwei Steckdosen die im ganzen Raum sind hängen, Mehrfachsteckern sei Dank, sieben PCs, ein Drucker, ein Telefon alias Fax, ein Wasserkocher und eine Mikrowelle. Traurig aber wahr, wenn wir nur noch EIN zusätzliches Gerät anstecken und alles in Betrieb ist überlasten wir die fragile Elektrizitäts-Konstruktion. Stromausfall. Ich sprech da aus Erfahrung. Ist halt doch als Klassenzimmer zu Apartheidszeiten gebaut worden und kein moderner Bürokomplex. Nadine und ich waren uns heute einig dass wir uns in der größten Not den Mitchell's Plainern anschließen und mal ne Tonne anzünden um die wir uns dann versammeln. Ich seh uns schon mit Boerewors am Spieß um die Tonne stehen ... Wenn da nur nicht der Regen wäre...


Ja, er ist endlich da! Es ist toll zu sehen wie die Pflanzenwelt einen Riesenschluck nimmt und regelrecht aufblüht. Für unsereiner ist das Dauernass dagegen schon mal etwas lästig. Im Lynton Haus mussten wir gestern den ersten Eimer hinstellen, aber ich denke es ist nichts Schlimmes. Darf man halt nicht vergessen dass da ein Eimer im Gang steht wenn man durchs Dunkle zum Klo tapst. 
Eine weitere Herausforderung die mit dem Regen gekommen ist: Die Wäsche wird nicht mehr trocken. Ja, ich muss wieder die 10-Leute-in-einem-Haus-Karte ausspielen: Bis da jeder mal seine Wäsche fertig hat können Tage vergehen. Es ist immer ein Bangen ob auf der Leine mal Platz ist und ob das Wetter dann wenigstens so lange aushält dass die Wäsche nur noch feucht ist. Wäsche von 10 Leuten kann man halt auch nicht ausschließlich im Haus trocknen.


Und wo wir schon bei der Wäsche sind: Unsere Waschmaschine war ja wieder mal kaputt... das war die dritte jetzt glaube ich. Vielleicht ist es nicht so eine tolle Idee eine alte Waschmaschine mit einer mindestens genauso alten und fragilen Maschine zu ersetzen, aber wat solls. Wir sind also bei Maschine Nr. 4 mittlerweile angelangt, ein neueres Modell aber auch sie hat natürlich einen Haken: Die kann nur kalt waschen. Also jetzt mal ehrlich! Bis ich heimkomme habe ich kein Kleidungsstück mehr dass nicht irgendwo einen Fleck hat oder dessen Farbe ausgebleicht ist. Ich weiß nicht wie die südafrikanischen Waschmaschinen das immer machen, Flecken lassen sie drin, die Originalfarbe lösen sie aber wunderbar.   


So, aber jetzt genug gejammert. Was richtig richtig genial ist am südafrikanischen Winter sind die Orangen und Mandarinen. Ehrlich! Sowas leckeres kann man in Deutschland gar nicht kaufen … ohne seine CO2-Bilanz in astronomische Höhen zu treiben. Schon meine Mama schwärmte vom Aroma der südafrikanischen Mandarinen. Ganz wie früher, meinte sie.
Also: Auf die Orangen! Hatschiiiii!!!!

1 comment:

  1. Ui, schön mal ein Foto von deinem "Reich" zu sehen, sieht wirklich gemütlich aus!
    Nein, also diese Frischluftfanatiker immer... ;) (Hab mich aber sogar tatsächlich gebessert!)
    Die Temperatur-Probleme kenn ich aus Panama, sowohl umgekehrt (*an-Klimaanlage-kleb*) als auch wie bei euch von der Regenzeit her - oh ja, ist nett wenn die Wäsche verschimmelt ist bevor sie zum Trocknen kam. ;) Haha ja und meine Kleidung hab ich ja auch größtenteils in Panama zurückgelassen... Beneide dich um die Orangen und Mandarinen!
    *drückdrück*

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