Friday 25 March 2011

KW 12 Teil 1

KW 12!

Was für eine Woche! 
So ereignisreich, dass ich zwei Einträge draus gemacht habe.
Sie fing unglaublich gut an mit dem Human Rights Day. Feiertag und damit frei. Wir haben einen wahnsinnig schönen Tag bei Birgit unserer Mentorin verbracht. Gemeinsam Yoga machen, im Pool schwimmen und dann gemeinsam kochen und essen. Ein sehr gelungener Tag also.

Dienstag fielen Bood und ich dann erstmal in ein gewaltiges Stimmungstief. Die Schule an der wir waren ist schwer zu betreuen. Der Standort ist unglaublich exponiert, windig und sandig. Eigentlich nichts Neues in den Cape Flats, aber ein noch viel größeres Hindernis sind die Menschen dort. Der Reihe nach.
Der Garten hat ein Wasserproblem. Aus irgendeinem Grund ist das Wasser das in den Garten gepumpt wird orange. Das sieht vor allem an den Pflanzen sehr unappetitlich aus, die alle einen orangen Überzug haben. Wer will schon solches Gemüse essen. SEED hat eine Laboranalyse an dem Wasser durchführen lassen. Das Ergebnis lautete ganz lapidar „Das Wasser ist salzig“. Ich fühl mich nicht wirklich schlauer.
Bood wollte jedenfalls das Wasserproblem ganz neu angehen und hat einen Kanal von der Dachrinne bis zum Garten gegraben. Regenwasser ist sauber. Er nennt es den „River“.
Außerdem will er dem kargen Boden mit Trenchbeds beikommen. Trenchbeds sind knietief ausgehobene Beete, die mit organischem Material gefüllt werden. Oben auf wird dann gepflanzt. Im Grunde so als würde man auf einem Komposthaufen pflanzen. In einigen seiner Schulen hat das schon wunderbar geklappt und sie können die tollsten Ernten einfahren.

Als wir diesen Dienstag allerdings nach Delft kamen war der River mit Müll und Kompost gefüllt. Bis oben hin. Das Trenchbed dagegen war nicht gefüllt. Schlimmer noch. Der Mann der eigentlich den Garten wässern soll hat mal eben seinen eigenen Garten neben unseren angelegt.... mit unseren mühsam angeschleppten Materialien. Er meinte er fänd einen Blumengarten ganz nett. Ja, das finden wir an sich auch, aber nicht wenn er die Ressourcen die für den Gemüsegarten der Schule gedacht sind dafür verwendet. Bood war außer sich. „Der nimmt UNSEREN Kompost, UNSEREN Mulch und UNSER Holz um seinen total überdimensionierten Garten hier anzulegen!“
Putzig war auch, dass „der Gärtner der Schule“ zwei Wochen vorher eine ganze Reihe Windschutzhecken einfach mal rausgerissen hat. Waren wohl seinen Blumen im Weg, die 10 Meter entfernt stehen. Natürlich hat sich Bood darüber aufgeregt und ihm mal vorgerechnet welchen Wert die Pflanzen hatten die er da so feinsäuberlich auf einen Haufen geworfen hat (ca. 500Rand, was sehr viel Geld ist hier).
Als wir diese Woche ankamen waren die toten Pflanzen jedenfalls alle mindestens genauso feinsäuberlich wieder in einer Reihe aufgepflanzt. Zwar alle gut 30cm zu tief und manchmal auch nur vertrocknete wurzellose Stöcke aber wer weiß? Vielleicht geschieht ein Belebungswunder in Delft.

Der Garten war einfach nur frustrierend und man wusste gar nicht wo man anfangen sollte. Aber zu allem Überfluss fühle ich mich auch von den Menschen her nicht wohl dort. Die Kinder kommen mir viel aggressiver vor als an anderen Schulen, schlagen sich dauernd und werfen mit Steinen. Sogar nach Bood hat ein Junge einen Stein geworfen. Auch die Präsenz von Drogen dort ist unglaublich. Auf der Straße neben dem Garten wankte irgendwann ein Typ vorbei der mit sich selbst sprach und dabei ständig kicherte. Alle Leute um uns herum haben ihn ausgelacht und die Kinder haben mal eben erzählt dass der Typ auf Tick (= Crystal Meth) ist. Im Anschluss haben sie uns auch gleich noch über Details wie dem derzeitigen Tick-Preis und die Wirkungsdauer der Droge aufgeklärt. Es ist erschreckend dass 10-jährige so viel über Tick wissen, aber keine Petersilie kennen. Wir haben gemutmaßt ob vielleicht auch der „Blumengärtner“ nicht ganz clean ist.

Naja, to make a long story short, Der Dienstag war absolut frustrierend. Bood möchte die Schule am liebsten aufgeben, da auch die Lehrer kein großes Interesse am Garten zeigen.



Mittwoch wurden wir dafür mit einer absoluten Traumschule belohnt in der wir eine Bananengrube gebaut haben. Der Schulgarten quoll förmlich über von Pflanzen. Natürlich war auch hier viel Unkraut dabei, aber da bin ich schon gar nicht mehr so penibel, Hauptsache es grünt und blüht. Und das hat es. Überall sind Kirschtomaten aufgegangen und die Erdbeeren bahnen sich ihren Weg durch den gesamten Garten. Eine grüne Oase in Mitchells Plain. Und der Principal (Direktor) war überaus begeistert von unserer Bananengrubenidee. Er unterstützt unsere Pläne und das ist immer eine gute Sache. Zudem hat uns die Schule einen Lehrer an die Seite gestellt, der ausschließlich uns helfen soll, wenn wir da sind. Sein Name ist Charles, er ist aus Zimbabwe und ein wahres Goldstück. Sympathisch, wissbegierig und arbeitswillig stand er uns mit seiner unglaublich angenehmen ruhigen Art zur Seite.

Wir hatten gerade ausgeladen, da brachte uns der Principal 7 ganz offensichtlich aufmüpfige Teenager vorbei, die helfen sollten. Ich bin sicher dass sie was ausgefressen haben und er wollte sie mit der Arbeit bestrafen. Sie waren entsprechend motiviert und wollten nicht so recht in die Puschen kommen. Statt dessen haben sie sich lautstark beschwert, als ich ihnen erklärt habe, dass sie erstmal ein Loch graben müssten. Das haben sie dann doch ganz ordentlich gemacht und irgendwie wurden sie immer leiser und aufmerksamer als die Spirale so langsam Gestalt annahm. Und die, die zuerst am lautesten protestiert hatten waren es plötzlich, die am meisten mitgeholfen haben. Zuletzt hatten wir eine sehr reich bepflanzte Bananapit, die ganz anders aussah als die, die wir die Woche davor gebaut hatten. So ist das irgendwie. „Jede Schule ist ein eigenes Kunstprojekt“ wie Bood immer sagt.

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