Saturday 27 November 2010

Rassismus

25. November

Bevor ich in Südafrika ankam habe ich mir natürlich die Frage gestellt wie es wohl sein wird, wenn ich als Weiße im Township arbeite. Jetzt da ich hier bin ist es ziemlich so, wie ich mir gedacht habe, Ich, Nadine und Bood sind so ziemlich die einzigen Weißen weit und breit. Außer SEED Mitarbeitern und ein paar Besuchern von SEED habe ich in noch keinem Township einen weißen gesehen. Na, stimmt nicht ganz. Einmal habe ich in Delft (könnt ihr selbst mal bei Google Maps oder so  guckn, wo das ist) ein weißes Pärchen Hand in Hand durch die Straße spazieren gesehen. Die haben aber auch nicht schlecht Aufmerksamkeit von den Kindern bekommen, die laut rufend auf sie gezeigt haben.

Ich dagegen hatte bei meiner Arbeit mit SEED nie das Gefühl, dass ich als Weiße gesehen werde. Ich bin eine Mitarbeiterin von SEED. Zugegeben eine Deutsche und damit interessant (Deutschland hat wohl auch durch die Fussball WM ganz schön an Popularität hier gewonnen. Viele Kinder kennen Namen von unserer National 11... und fragen mich wie die denn so sind, so als ob wir Deutschen uns alle persönlich kennen). Meine Hautfarbe ist seltener ein Thema als z.B. meine Unfähigkeit Xhosa oder Afrikaans zu sprechen aber ich glaube manche Kinder sind einfach verdutzt, dass es noch andere Sprachen gibt, die man wirklich flüssig sprechen kann. Oh und einmal wurde mein Haar ausgiebig beäugt und angefasst. Es ist einfach ganz anders, so hell, glatt und fein.
Anna hat erzählt, dass die behinderten Kinder bei ihr in der Arbeit sie oft einfach ablecken, weil sie nicht glauben können, dass die Haut so hell ist. Erfahren mit allen Sinnen.

Fuer Kinder sind wir die grosse Attraktion...
und manchmal auch potentielle Geldquellen

Wie gesagt, viele Weiße verirren sich nicht ins Township, was ich teilweise verstehen kann, da es meist nichts von Interesse gibt, weder Einkaufsmöglichkeiten, noch besondere Bauwerke, da es ja keine historischen Stadtzentren gibt. Das finden die Anwohner im übrigen auch nicht so super, wie ich mal einem Leserbrief des Plainsman (Lokalzeitung) entnehmen konnte. Es sind einfach riesige Ansammlungen von Wohnhäusern mit ab und an einem Supermarkt und vielen Schulen und Kirchen dazwischen.

townhip Nyanga: Huetten, Truemmer, Dixiklo und ... SPAR Supermarkt

Teilweise kann ich es nicht verstehen, warum die Weißen die Townships meiden, denn unsicher fühle ich mich hier nicht. Zugegeben, hier geht’s schon manchmal seltsam zu. Diese Woche gab es z.B. eine Verfolgungsjagt. Am hellichten Tag wurde ein Auto gestohlen und die Polizei hat keine Zeit verloren und die Diebe verfolgt. Die Flucht nahm direkt vor unserem Office ein Ende als die Diebe versucht haben in vollem Karacho eine 90° Kurve zu nehmen. Das hat nicht so gut funktioniert und das Auto ist auf den Bordstein gekracht. Sowas passiert, trotzdem habe ich keine Angst Tag für Tag im Township zu arbeiten. Tag und Nacht ist ja nochmal ein gewaltiger Unterschied hier. Aber dazu ein andermal mehr. 

Und trotzdem! Es gibt noch genug Momente wo ich mich hier in Kapstadt nicht wohl fühle weil ich Weiß bin. Das sind z.B. solche Momente wenn ich mit ganz vielen Menschen, meist schwarz und colored, im Zug sitze und ein Bettler nur mich um Geld bittet. Das sind Momente wenn ich von Kindern an den Schulen nach Geld gefragt werde.
Wir haben darüber auch schon in der WG gesprochen und vielleicht ist das auch eine Form von Rassismus. Allein aufgrund unserer Hautfarbe werden wir für wohlhabend gehalten und das ist manchmal ziemlich nervig, denn wir haben als Freiwillige wirklich kein üppiges Gehalt. Es reicht zum (Über-)Leben, mehr aber auch nicht. 


Freunde: Nigel (Ghana), Jerrick (Kenia) und Vladimir (Tansania) (v.l.)

Ich habe beobachtet, dass es z.B. in Einkaufszentren häufig so ist, dass der Boss eines Ladens weiß ist, der Rest der Angestellten schwarz oder colored. Ich frage mich woran das liegt. Ich meine warum ist nur der Boss weiß? Warum gibt es so wenige Nicht-Weiße-Chefs? Bringen die Weißen das Startkapital mit um einen Laden zu eröffnen? Liegt es am Know-how? An der Mentalität? Ich versuche der Frage noch nachzugehen. 

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