Saturday 27 November 2010

Mzoli's

31. Oktober

Ich war so eben (ist jetzt schon ein Weilchen her) in sowas wie einer Vegetarier-Hölle, wenigstens einer Vorhölle. Der Laden heißt Mzoli's und ist im township Guguletu. Eigentlich ist es „nur“ sowas wie eine Metzgerei, wo man sich Fleisch und Würste aussucht, das dann in Gewürzen und Soße gewendet wird, man zahlt und gibt es im Nebenraum den Grillmeistern zum Grillen. In etwa einer Stunde kann man dann wieder kommen und es sich abholen. Zusammen mit der Stunde die man fürs Fleisch anstehen muss kommt man auf einen typischen afrikanischen Tag. Warten. Aber man wartet ja nicht allein. Es sind unglaublich viele Menschen auf der ganzen Straße unterwegs und machen Party. Natürlich haben sich auch hier Ruck Zuck kleine „Unternehmen“ gebildet die zB Eiswürfel oder aus alten Flaschen hergestellte Gläser verkaufen. Das alles wird von einem ohrenbetäubenden Lärm aus dem ewig gleichen Technobeat übertönt. Es gäbe zwar auch so etwas wie ein Zelt in dem man sitzen und essen kann, aber das ist natürlich heillos überfüllt.

Grillen am laufenden Band

Das Fleisch schmeckt grandios, aber alles in allem muss man schon mit den Stressfaktoren „Menschenmenge“ und „Lärm“ gut umgehen können um den Ort zu genießen. Natürlich hatte ich auch wieder so einige Begegnungen mit sturzbetrunkenen Männern. Am frühen Nachmittag. Das mit dem Alkohol ist hier echt ein Problem. Ein Großes. Aber es ist immer einfacher so einen lallenden Typen mit blutunterlaufenen Augen und Grabschfingern loszuwerden, wenn wir in männlicher Begleitung sind. Ohne die sind wir hier echt Freiwild. Vor allem Anne mit ihren strohblonden Haaren. Ich finde das ehrlichgesagt eine Tragödie wenn die Kerle sich so volllaufen lassen.

Und was wäre ein Ausflug ohne noch ein bisschen Nervenkitzel? Als wir zurückfahren wollten fiel unserem Fahrer, Zino aus Kongo ein, dass er den Warnblinker vergessen hat auszuschalten und jetzt war die Batterie leer. Also mussten die Jungs schieben und er hat irgendwie mit den Pedalen rumgemacht um das Auto zu schieben. Wenn jemand weiß, was die Jungs da gemacht haben, erklärt mir das mal bitte. Ich bin davon ausgegangen, dass man eine leere Batterie mit Fremdstarten wieder so voll bekommt, dass es wenigstens zum Starten reicht.

Naja, wir waren jedenfalls nicht lange allein mit dem Problem. Sofort kam jemand mit Sachverstand, einer lauten Stimme und einer Flasche Bier in der Hand. Die Straße war ohnehin ziemlich belebt und viele Autos unterwegs. Unser Helfer hat dann erstmal seinen Fachmännischen Senf dazugegeben „Your car is fucked, man. It's flooded!“ Was auch immer. Er hat dann jedenfalls ein anderes Auto auf der Straße aufgetan, das uns fremdstarten konnte, aber natürlich nur gegen einen kleinen Beitrag von 20 Rand. Ei, die bin ich gerne bereit zu zahlen, wenn ich dafür nicht in Gugz (kurz für Guguletu) übernachten muss. Ist ja nicht so die lauschige Gegend, dazu noch die ganzen Besoffenen Typen... Na jedenfalls hat unser Auto trotz aller Bemühungen nicht gestartet  und wer hätts gedacht „Your starter is fucked, man!“ Wie gesagt unser lautstarker Helfer war vom Fach und das war sein Kommentar nachdem der immer noch mit dem Bier in der Hand unseren Motor inspiziert hatte.
Irgendwann meinte er, er will das mit dem pushen nochmal versuchen, also haben unsere Jungs die Karre nochmal über die Straße gepusht und siehe da, der alte Toyota läuft! Und wie! Der Fahrer ist erstmal voll aufs Gas getreten dass es nur so geraucht und gequitscht hat. Im ersten Moment dachte ich, jetzt ist er und das Auto auf und davon, weil er gar so fetzig in die Kurve ist, aber er kam mit Vollgas auch wieder zurück.
Also bekam der Fachmann mit dem Heineken in der Hand die 20 Rand, die der andere Typ vorhin dann doch nicht bekommen hat, weil das Auto ja nicht gestartet hat.

Tja, unser kleines Abenteuer am Sonntag.

Heineken-Mann fingert an der Batterie rum... Zack beaufsichtigt die Aktion

Ein paar Sonntage danach wurde ein Touristen-Pärchen die zu Mzoli's nach Guguletu wollten entführt und die Frau ermordet. Der Fall ist hier groß in der Zeitung und hat mich erst mal nicht schlecht erschreckt. Man muss aber dazu sagen, dass das Pärchen Nachts um 23:00 im township unterwegs war. Keine ideale Zeit um das „real Africa“ zu erkunden. Wer mehr dazu lesen möchte findet hier ein paar Artikel zu dem Thema:
http://www.news24.com/Tags/Topics/honeymoon_hijacking

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