Saturday, 19 February 2011

Nur die Harten komm'n in' Garten!

19. Februar

Bei SEED stecke ich derzeit zwischen Planung und Durchführung. Ich arbeite mit Bood zusammen und der plant zum einen den Garten für eine Schule im ersten Jahr, zum anderen fahren wir an alle sieben Schulen im zweiten Jahr um diese zu betreuen.
Für mich ist es spannend zu sehen wie das Design für die Amstelhof Primary School, die Schule im ersten Jahr, so langsam wächst. Es wird die Hauptwindrichtung genauso berücksichtigt wie der Sicherheitsaspekt. Sicherheit ist hier immer ein zentrales Thema. Zum einen will man etwas großartiges erschaffen zum anderen fordert man leider auch heraus ausgeraubt oder Opfer von Vandalismus zu werden, wenn man etwas begehrenswertes zur Schau stellt. Es ist wirklich ein schmaler Grat auf dem wir wandeln müssen.
Ein Beispiel: Wir hatten zwei prächtige Kürbisse im Garten, so richtige Brummer mit mehr als 5 kg Gewicht. Als wir eines Morgens in die Arbeit kommen waren die Kürbisse weg. Es ist sehr frustrierend auch für die Community-Members wenn ihre Arbeit auf diese Weise zunichte gemacht wird. Nicht verzweifeln heißt die Devise und immer wieder sich selbst und die anderen motivieren.


Wer entdeckt den Dieb?
Flink und gruendlich das Aeffchen

Anderes Beispiel für Herausforderungen menschlicher Art, denen wir uns tagtäglich stellen müssen: Die Schule an der wir heute waren hat die Gehölze die als Windschutz gedacht sind radikal zugeschnitten. Vor allem unten rum. So kahl bieten sie natürlich keinen sehr effektiven Schutz vor Wind. Als wir nachgefragt haben warum man die Bäume so rasiert hat sagt man uns, dass man Kinder in der Hecke beim Sex und beim Rauchen von Tik (= Crystal Meth eine leider weit verbreitete synthetische Droge hier) erwischt hat. Für mich ist das unvorstellbar, denn wir sprechen hier von einer Primary School, also von Kindern im Alter zwischen 5 und 12 Jahren.

Ansonsten gefällt mir die Arbeit hier aber nach wie vor sehr. Heute habe ich mit den Kindern den Hühnerstall auf ein neues Beet versetzt, sauber gemacht und zusammen mit den Kindern aus Pappkartons und Stroh Nester gebaut. Die Hühner haben sich sichtlich wohl gefühlt und haben erst mal ausgiebig im Sand gescharrt und ein Sandbad genommen. Und für die kids sind die Hühner ohnehin eine große Attraktion. Bood hat unterdessen mit einer weiteren Gruppe Kindern den Pferdemist den wir mitgebracht haben auf den Beeten verteilt und Mangold gesät. Die Kinder sind wirklich großartig und es ist nicht schwer sie ins Herz zu schließen. Selbst wenn ich sie manchmal daran erinnern muss, dass es nicht nett ist den Hahn durch die Gegend zu jagen. 

Lesestunde im Outdoor Classroom

Auch in Rocklands tut sich derzeit gewaltiges. Wir haben einen neuen Mitarbeiter bekommen, der sich ausschließlich der Pflege des Gartens widmet. Und Shaun nimmt seine Arbeit sehr ernst. So ist unser Design jetzt wieder wunderbar zu erkennen, die Beete neu bepflanzt und viele Pflanzen haben jetzt stabile Schilder bekommen, damit die Leute auch wissen, was hier eigentlich wächst und wie man es verwenden kann.
Es gibt immer was zu tun und wir wissen ja:
„Nur die Harten komm'n in' Garten!“ (Das ist Boods Lieblingsspruch)


Kommende Woche bin ich auf dem weltwärts-Zwischenseminar in der Nähe von Port Elizabeth. Zwischenseminar bedeutet für mich, dass ich schon einen beträchtlicher Teil meines Freiwilligendienstes hinter mir habe. So langsam mache ich mir Gedanken wie ich hier helfen kann, etwas verändern kann was auch nach meiner Abreise bestehen bleibt.
Bluetenpracht auf dem Tafelberg

Wednesday, 9 February 2011

She's got the bug!

7. Februar

Heute schreibe ich euch aus meinem unfreiwilligen Bett-Exil. Mich hats erwischt, oder besser meinen Magen.
Schon seit ein paar Tagen plagte mich ein seltsamer Druck auf meinem Magen. Es war mal besser, mal schlechter und ich hab sehr aufgepasst was und wie viel ich esse. Auf die Weise habe ich Rusks kennengelernt, eine Art südafrikanischer Zwieback aber zugegebenermaßen noch etwas leckerer. Mit Anissamen, wer kann da widerstehen?

Heute Montag hatte ich den Druck wieder und bis ich in der Arbeit war hatte es sich zu ausgewachsenen Magenkrämpfen entwickelt. Gott, sowas hab ich ja noch nie gefühlt. Und es war am schlimmsten, wenn ich stand. Im Sitzen oder noch besser im Liegen war es auszuhalten. Ich bin dann mit Hilfe von meinen lieben Freunden hier wieder heim und gleich zum Arzt.

Das Leben kann hart sein.

Südafrikanischer Arzt, was soll ich sagen? Ich finde da bekommt man ja richtig was geboten für sein Geld. Ich musste die Behandlung ja erstmal selbst bezahlen und bekomme dann das Geld von meiner Krankenversicherung wieder. Neben dem Gespräch, das in Englisch und an manchen Stellen ganz schön anspruchsvoll war (wieder neue englische Vokabeln gelernt :)) hat er das ganze Programm durchgemacht: Puls, Blutdruck und Temperatur messen, bitte mal Aaaahh sagen und dann noch Bauch abtasten.

Tjo und wer hätts gedacht im Staate Südafrika wird einem ein Antibiotikum und ein Probiotikum verschrieben. Es sei eine Infektion des Magendarmtrakts und das finde man zu dieser heißen Jahreszeit sehr häufig in Capetown. Hmmm.... Ob ich das Leitungswasser doch nicht mehr trinken soll? Immerhin kommt es lauwarm aus der Leitung.

Als ich endlich bei der Apotheke war (Mensch, der Weg ist lang, wenn man sich hundeelend fühlt) wurde ich nur mit den Worten „Ah, another one who has the bug!“ begrüßt („Ah, noch jemand, den's erwischt hat!“). Ich verließ die Apotheke mit zwei Röhrchen Antibiotika um alles abzutöten und einem Blister Probiotikum im Zipperbeutel um alles wieder aufzubauen. Restart sozusagen.
Hm, professionell abgepackt? Auf jeden Fall nicht zu viel Medikamente sondern gerade soviel dass es reichen sollte.


Zum Glueck kann ich ja von vielen schoenen Orten traeumen...

Als ich heim kam wühlten gerade zwei Obdachlose in unserer vollen Mülltonne. Sie haben "Hi!" gesagt, ich hab „Hi!“ gesagt und dann bin ich einfach an ihnen vorbei ins Haus.
Endlich zuhause im Bett, Beine hoch und gleich mal was von den Pillen einwerfen. Hm, die Dose ist mit einem Verschluss versiegelt wo man erst mal den Plastikring entfernen muss. Mir bricht prompt die Halterung ab. Das fängt ja gut an. Beim zweiten Röhrchen konnte ich mit Müh und Not den Plastikring abmachen. Vielleicht ist der Verschluss nicht so ganz glücklich gewählt wenn man bedenkt wie schwer er abzumachen ist, zumal wenn man geschwächt ist. Ich habs dann ja doch geschafft, aber dann wartete schon die nächste Überraschung. Neben dem eingeknüllten Beipackzettel, der meine Zimmergenossin Patricia herzhaft zum Lachen gebracht hat, stieß ich erstmal auf ein Stück Schaumstoff dass die Pillen wohl davon abhalten soll sich zu bewegen. Wie dumm nur, dass das Röhrchen zu schmal ist um mit zwei Fingern hineinzugreifen und es zu entfernen. Mit einem Finger klappts auch nicht. Ach Leute, ich will doch nur meine Medizin nehmen! Wer denkt sich denn sowas aus. Ich musste tatsächlich eine Pinzette aus meinem Nagelset kramen um dieses Schaumstoffteil zu entfernen.

So liege ich also jetzt im Bett, schlafe viel und vertreib mir die Zeit mit lesen und seltsamen Blogeinträgen schreiben. Ich hoffe bald wieder auf die Beine zu kommen, zumal ich ganz schön Hunger hab... und nur Ausgewähltes essen darf. -_-
Strenge Diät für Moni.


Zeit zum Traeumen...

Sunday, 6 February 2011

Europaeische Bananen

3. Februar

Puh, heute war ein heißer Tag. Ein sehr heißer Tag an dem wir von SEED einen ganz besonderen Auftrag auszuführen hatten. Bood, Mzu, Nadine und ich haben uns im Bakkie nach Standford bei Hermanus aufgemacht um dort Bananenpflanzen zu holen. Bood und Mzu vorne im Bakkie und Bood natürlich immer um die musikalische Unterhaltung bemüht. Ja, er hatte eine Gitarre dabei, da es im Bakkie nicht mal ein Radio gibt. Nadine und ich hinten auf der Ladefläche, den Fahrtwind und eine wundervolle Aussicht vor Augen. Zwischendurch durftet es herrlich nach Pinien, im nächsten nach Kläranlage. Das ist wirklich eine wunderbare Art zu reisen, wenn man genug Polster unter sich hat. Eincremen sollte man auch nicht vergessen, da die Sonne einen gnadenlos verbrennt was man dank des Fahrtwindes erst am Abend merkt.
Die Dame bei der wir die Bananen abgeholt haben lebt in einem wunderschönen Haus mit einem noch prächtigerem Garten. Terrasse mit Blick auf den plätschernder Brunnen in der Mitte umringt von Kapuzinerkresse und Gräsern. Und überall im Garten standen alte Bekannte aus Deutschland wie Vanilleblumen (im Strauchformat), Enzianstrauch (im Baumformat), Aloe,  Klivien und vieles mehr. Nur dass diese Pflanzen ganzjährig draußen stehen. Da kann man ja neidisch werden. Zur Begrüßung gabs erst mal englischen Tee mit Milch, Zucker und frisch gebackenes Bananenbrot mit gesalzener Butter. Herrlich! (*flüster* Ich hab mir natürlich das Rezept geben lassen)

Manorhaus in Constantia

Etwas weiter weg vom Haus, ganz Permakultur, fanden wir dann den Foodforest mit den für uns bestimmten Bananenpflanzen. Hach und auch beim Foodforest kann ich nur ins Schwärmen kommen. Neben einem großen Pecanussbaum, habe ich einen Mandelbaum, Guave, Feige und Aprikose gesehen. Ja, da bin ich schon ein wenig neidisch.
Natürlich gabs auch einen ganzen Wald aus Bananenstauden, den wir aber erst mal ausgraben mussten. Mit vereinten Kräften, vier Spaten und einer Machete haben wir uns also daran gemacht jede einzelne Banane auszugraben, zu köpfen und zu verladen. Ich habe nie zuvor soetwas gemacht und war erstaunt, dass die Banane eigentlich fast nur aus Wasser besteht. Sie hat keinen festen Wurzelstock und ist eigentlich ziemlich leicht zu Mus zu hauen. Wir mussten mit einem sauberen Schnitt die „Stämme“ einkürzen und haben kurzerhand die Spaten wie Schwerter benutzt. Mir lief vielleicht der Schweiß runter. Nach der anstrengenden Arbeit war die Ladefläche des Bakkie gerammelt voll mit kopflosen Bananen und weils gar so schön ist, haben wir auch noch einen Anhänger samt Chickentractor (kleiner Hühnerstall) angehängt. Bevor es dann wieder auf den langen Weg nach Hause ging, durften wir alle noch eine kühle Dusche und einen Snack nehmen. Und diese Permakultur-Leut verstehen echt was vom Essen: Frisch aufgebackenes Ciabatta, frischgepflückter Salat mit reichlich Kräutern, frische Tomaten, Ei, Thunfisch und lecker südafrikanisches Zitronenlimo.


Detail an einem Haus in Kapstadts Longstreet

Lauter schoene Sachen: Blumen, Wein und schoene Architektur
Obwohl das ganze Anwesen natürlich eindeutig südafrikanisch war hatte ich doch ein wenig den Eindruck, dass alles ein wenig europäisch aussah. Die Bewohner dieses Hauses kommen wie sich rausstellte tatsächlich aus England. Ich kann es schwer beschreiben, aber es kommt mir manchmal so vor, dass die Europäer die hier ankamen und auch heute noch ankommen sich hier in Südafrika ein idealisiertes Europa erschaffen. Ich bin ja selbst ganz begeistert von dieser Art zu leben. auch wenn ich die richtig afrikanische Kultur sehr interessant finde, in dieser Architektur fühle ich mich wohl und zuhause. Sie spricht mich als Europäerin an. Ein Europa wie man es sich nur erträumen kann. Auch der kapholländische Baustil ist so „unafrikanisch“, dass man manchmal vergessen kann dass man am Ende der Welt ist. Ein bisschen wie Südfrankreich, ein bisschen Italien und doch gaaanz anders. Spätestens wenn die ersten Pavianhorden im Weinberg sitzen.  

Eva und Karl-Heinz vor Tafelberg mit Tischdecke und Greenpoint-Stadium

Leider habe ich von unserer ganzen Bananenaktion keine Bilder gemacht, aber ich dachte,  ganz ohne Bilder ist auch fad. Daher habe ich ein paar Fotos von meinem grandiosen Wochenende mit Eva und Karl-Heinz eingefügt. Sie waren nach Christoph die zweiten die mich hier besucht haben und wir hatten eine sehr schöne Zeit miteinander. Vielen vielen Dank für alles!

Schoenheit Suedafrikas... die Protea